Der Zweite Weltkrieg ist noch nicht zu Ende, als im Januar 1945 in Aachen die erste deutsche Tageszeitung der Nach-Nazi-Ära erscheint. Gründer der 'Aachener Nachrichten' ist die amerikanische Besatzungsmacht; fünf Monate später erteilt sie dem sozialdemokratischen Drucker Heinrich Holland als erstem Deutschen eine Lizenz als Herausgeber der Zeitung.
Auch in den anderen Besatzungszonen vergeben die Alliierten in den folgenden Monaten Zeitungslizenzen an politisch unbelastete Journalisten, Druckereibesitzer und Politiker. Verleger, die im Dritten Reich tätig waren oder von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurden, bleiben dagegen von der Lizenzvergabe ausgeschlossen. Diese so genannten "Altverleger" unterliegen damit faktisch einem Berufsverbot.
Neustart für die Altverleger
Die Lizenz zum Zeitungsmachen ist für die Pioniere der deutschen Nachkriegspresse ein schmaler Grad, von Pressefreiheit kann noch keine Rede sein. "Alles, was wir selbst schrieben, ging erst durch die Militärzensur der Alliierten und dann durch die zivile Zensur der Stadtverwaltung", erzählt Otto Pesch, damals der erste Redakteur der 'Aachener Nachrichten'. Eigene Kommentare mit politischen Tendenzen waren verboten. "Trotzdem", so erinnerte sich Dietrich Oppenberg, der im Jahr 2000 verstorbene Gründer der 'Neuen Ruhr Zeitung' (NRZ), "waren wir durchdrungen, der auch geistig unterernährten Bevölkerung Lesestoff und Orientierungshilfe zu bieten."
Im September 1949, vier Monate nach der Verkündung des Grundgesetzes, heben die Alliierten den Lizenzzwang vollständig auf. Auch die Altverleger dürfen nun wieder ohne Genehmigung Periodika oder Einzelschriften veröffentlichen. Noch im selben Monat schließen sie sich wie vor dem Dritten Reich im Verein Deutscher Zeitungsverleger (VDVZ) zusammen. Parallel dazu gründet die ungeliebte Konkurrenz der ehemaligen Lizenzträger in Bielefeld den Gesamtverband der Deutschen Zeitungsverleger. Dessen erster Präsident wird der Herausgeber der 'Frankfurter Neuen Presse', Hugo Stenzel.
Konkurrenzkampf der Verbände
Die junge Bundesrepublik erlebt nun einen Zeitungsboom ohnegleichen. Binnen weniger Monate erscheinen fast 500 neue Blätter. Doch die auf den Markt zurückkehrenden Altverleger müssen sich einem harten Wettbewerb stellen – nicht nur um die inzwischen von der Lizenzpresse übernommene Leserschaft, sondern auch um Papier, Farben und andere knappe Rohstoffe. So bildet sich zwischen den politisch eher konservativen Altverlegern und den mehrheitlich links von der Mitte orientierten neuen Nachkriegsblättern eine tiefe Kluft. Einigen vorausschauenden Köpfen in den Dachverbänden ist bald klar, dass "ein auf die Spitze getriebener Konkurrenzkampf der deutschen Presse Wunden schlagen würde, die ihre Leistung herabdrücken muss".
Vor allem NRZ-Chef Dietrich Oppenberg und der VDVZ-Funktionär Lambert Lensing drängen ab 1951 auf eine Fusion der Spitzenorganisationen. Drei Jahre dauert es, bis endlich alle Differenzen ausgeräumt sind. Am 15. Juli 1954 treffen sich in Bad Godesberg Delegierte der beiden Verlegerverbände. Einstimmig gründen sie den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und wählen Hugo Stenzel, den bisherigen Chef des Lizenzträger-Gesamtverbandes, zum ersten Präsidenten. Seit dem Jahr 2000 leitet Helmut Heinen, Herausgeber der 'Kölnischen Rundschau', die Spitzenorganisation der deutschen Zeitungsverleger.
Stand: 15.07.2014
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Juli 2014 ebenfalls an die Gründung des BDZV. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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