Die Fußstapfen von Evita sind Isabel Perón zu groß. Durch deren Engagement für die Armen und deren frühen Tod ist ihre Vorgängerin an der Seite des mächtigen argentinischen Politikers Juan Perón längst zum Mythos geworden. Da gibt sich Isabel lieber zurückhaltend. "Ich bin so eins mit ihrer Figur geworden, dass es für mich etwas Wunderbares wäre, auf bescheidene Weise und in ihrem Namen jene Wohltaten im Lande zu realisieren, die sie unglücklicherweise nicht mehr tun konnte", wird sie der nach der Hochzeit 1961 in einer Fernsehbotschaft sagen.
Bereits diesen Auftritt hat ihr 35 Jahre älterer Gatte Isabel Perón vordiktiert. Dabei wird sie später einaml Präsidentin Argentiniens werden – als erste Frau an der Spitze eines südamerikanischen Staates überhaupt.
Vom "Happyland" zu Franco
Geboren wird Isabel Perón als María Estela Martínez 1931 im argentinischen La Rioja. Sie ist Tochter des Leiters einer kleinen Bankfiliale, ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als Nachtclubtänzerin. Juan Domingo Perón lernt sie Mitte der 50er Jahre bei einem Auftritt im "Happyland" in Panama kennen. Nach einem Militärputsch lebt der zweimalige Präsident Argentiniens zu dieser Zeit im Exil.
Perón nimmt Isabel mit zu seinem Freund, den Diktator Franco, nach Spanien. Von hier aus strickt der General weiter an seinem Bild als Übervater und Wohltäter der Nation – und plant seine Rückkehr an die Macht. 1973 ist es dann so weit: Perón wird zum dritten Mal Präsident von Argentinien, Isabel zur Vizepräsidentin ernannt.
Terror und Wirtschaftskrise
Nur neun Monate nach seinem Wahlsieg stirbt Juan Perón. Einen Tag später, am 2. Juli 1974, wird Isabel Perón Präsidentin. "Ich bitte alle Einwohner, mir dabei zu helfen, die Geschicke des Landes zu jenem glücklichen Ziel zu führen, das Perón für uns alle Argentinier erträumt hat", sagt sie zum Amtsantritt.
Dies soll ihr nicht gelingen. Längst hat sich die Bewegung des von ihrem Mann begründeten Peronismus in einen linken und rechten Flügel gespalten,die führungsschwache Isabel Perón wird zum Spielball der politischen Kräfte. Die regierungsnahe paramilitärische Gruppe "Alianza Anticomunista Argentina" (AAA) überzieht das Land mit Terror. Konzentrationslager werden eingerichtet, Oppositionelle getötet. Mindestes 1.500 Menschen fallen der "Triple A" zum Opfer. Währenddessen versinkt Argentinien in einer Wirtschaftskrise.
1975 putschen die Militärs. Im Zuge der Diktatur werden rund 30.000 Menschen ermordet. Isabel Perón wird verhaftet und mit fünf Jahren Hausarrest belegt. Heute lebt sie, 83-jährig, wieder in Spanien. Ein Auslieferungsgesuch der argentinischen Regierung wird 2008 abgelehnt.
Stand: 02.07.2014
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