Verkündung der Gründung

6. Juli 1854 - Erster Konvent der Republikanischen Partei

Wie stellt man sich in Deutschland den typischen Anhänger der Republikanischen Partei vor? "Weiß, männlich, aggressiv, jemand der sich nicht um soziale Fragen kümmert, egoistisch und in jeder Hinsicht rücksichtslos", sagt Walter Grünzweig, Professor für amerikanische Literatur und Kultur an der Universität Dortmund. "Ich glaube, dass die Deutschen die Republikaner als negative Kraft wahrnehmen." Dabei seien die Anfänge der US-Partei revolutionär gewesen. "Es ist darum gegangen, das existierende System der Vereinigten Staaten, wo Sklavenstaaten und Nicht-Sklavenstaaten nebeneinander existiert haben, umzustürzen."

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind die USA ein zweigeteiltes Land. In den Nordstaaten ist Sklaverei verboten, in den Südstaaten jedoch erlaubt. Der sogenannte Missouri-Kompromiss von 1820 soll für einen politischen Ausgleich zwischen den beiden Staatsteilen sorgen: Missouri wird als Slavenstaat in die Union aufgenommen, dafür soll nördlich des 36. Breitengrades jeder neue Staat sklavenfrei bleiben. Doch als die Siedlungen sich weiter nach Westen ausdehnen, wird der Kompromiss ausgehebelt. Am 30. Mai 1854 unterzeichnet US-Präsident Franklin Pierce, Mitglied der Demokratischen Partei, den "Kansas-Nebraska-Act". In den von Frankreich erworbenen Territorien, die nördlich des 36. Breitengrades liegen, soll die weiße männliche Bevölkerung frei über die Einführung der Sklaverei entscheiden können.

Schwarze sind Anhänger der Republikaner

Das lassen sich die Sklavengegner nicht gefallen und schließen sich zur Republikanischen Partei zusammen. Am 6. Juli 1854 versammeln sich mehr als 3.000 Männern zum ersten Parteikonvent: Unter den Eichen von Jackson im US-Bundesstaat Michigan besiegeln sie die Gründung formell. Sechs Jahre später zieht mit Abraham Lincoln der erste Republikaner als US-Präsident ins Weiße Haus ein. An seiner Wahl entzündet sich der Amerikanische Bürgerkrieg. Nach vier Jahren siegen die Nord- über die Südstaaten. Die Sklaverei im Süden wird abgeschafft und die befreiten Schwarzen sind nun Anhänger der Republikaner. Die Presse bezeichnet die Partei in den 1870er und 1880er Jahren ironisch als "Grand Old Party" ("Große Alte Partei"), weil sie erst 22 Jahre nach der Demokratischen Partei entstanden ist. Eine Bezeichnung, die sich bis heute gehalten hat.

Nach dem Bürgerkrieg sind die Südstaaten für Generationen eine sichere Bastion für die Demokratische Partei. Das ändert sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als die demokratischen Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson das Bürgerrechtsgesetz zur Gleichstellung der Schwarzen auf den Weg bringen.

Ronald Reagan schafft konservative Wende

Auch bei der Republikanischen Partei ändern sich Ausrichtung und Anhängerschaft über die Jahre. Die Republikaner orientieren sich zwar nach wie vor an der Freiheitsidee. Nur interpretiert wird sie mittlerweile völlig anders. Aus der Partei der freien Sklaven wird im 20. Jahrhundert die Partei des freien Unternehmertums. Nach dem Willen der Republikaner soll die Wirtschaft frei sein von Gewerkschaften und staatlichen Reglementierungen.

Schauspieler Ronald Reagan schafft es 1980 als republikanischer Präsidentschaftskandidat, den weißen Süden mit konservativen Slogans auf seine Seite zu ziehen und auch andere neue Wählergruppen wie die Evangelikalen zu erschließen. Gleichzeitig entsteht so das Dilemma, das die Partei heute prägt: Intern tobt eine Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Strömungen - zwischen traditionalistischen Freiheitbefürwortern, christlichen Fundamentalisten und Erzkonservativen wie der Tea-Party-Bewegung.

Stand: 06.07.2014

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