"Die Anwendung der Massenpsychologie auf Werbefeldzüge ist zur Grundlage einer Multimillionen-Dollar-Industrie geworden." So formuliert der US-Journalist und Gesellschaftskritiker Vance Packard in seinem wohl berühmtesten Buch "Die geheimen Verführer" (1957). Ein ganzes Jahr lang steht es auf der Bestsellerliste der New York Times.
Packards zentrale These: Um das Kaufverhalten von Kunden zu beeinflussen, greifen immer mehr Unternehmen zum "Griff nach dem Unbewussten". Ein Trick sei es beispielsweise, Kunden zu suggerieren, ein Produkt "schöpferisch" vollendet zu haben. So verkaufe sich eine Backmischung besser, wenn Hausfrauen Ei oder Milch beimengen müssten – und so das Gefühl bekämen, den Kuchen wirklich selbst gemacht zu haben.
Kein linker Revolutionär
Geboren wird Packard am 22. Mai 1914 in Granville Summit im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die Eltern sind Farmer, der selbst schreibt schon als Schüler Reportagen. Geprägt wird er dabei nicht von sozialrevolutionären Ansätzen, sondern von der methodistischen Religion, in der Gesinnung und Lebensführung zentrale Werte sind. Damit verbunden ist auch eine Kritik an "weltlichen" Vergnügungen wie Glücksspiel oder Alkoholkonsum.
Auch wenn Packard im späteren Leben durchaus genießen kann, schwingt eine konservative Wertesicht in seinen journalistischen Arbeiten und Buchpublikationen immer mit. Das gilt für sein Buchdebüt "Der Mensch im Affen" (1950) über menschliches Verhalten ebenso wie für "Die sexuelle Verwirrung" (1969), das die Wertefreiheit moderner Sexualität beklagt. Letzteres wird nicht zuletzt von deutschen Rezensenten verrissen.
Held studentischer Konsumkritik
Die harsche Kritik des Feuilletons hat vor allem damit zu tun, dass Packard mit "Die geheimen Verführer" bereits zwölf Jahre zuvor einen internationalen Bestseller vorgelegt hat, der ihm den Ruf einbringt, ein linkskritischer Geist zu sein. Das Buch beeinflusst nicht zuletzt die deutsche Studentenbewegung in den 60er Jahren maßgeblich. Im Klima sexueller Revolution kommt die These einer sexuellen Verwirrung hingegen nicht gut an.
"Das schwerste Verbrechen, das viele Tiefenmanipulationen begehen, scheint mir ihr Versuch, in unsere geheimsten Gedanken einzudringen. Gerade dieses Recht auf Geheimhaltung - sei sie rational oder irrational – müssen wir schützen", heißt es am Ende von "Die geheimen Verführer". Moralisch unterlegte Sätze wie diese machen Packards konservative Kultur- und Konsumkritik in Zeiten digitaler Totalüberwachung und personalisierter Werbebotschaften aktueller denn je.
Vance Packard stirbt 1996 auf der Insel Martha’s Vineyard (Massachusetts).
Stand: 22.05.2014
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