Stichtag

10. Mai 1824 - National Gallery wird in London eröffnet

Am Anfang der National Gallery in London stehen 38 Bilder, darunter Peter Paul Rubens Raub der Sabinerinnen. Zusammengetragen hatte die Bilder der Unternehmer John Julius Angerstein. "Es waren also wenige, aber sehr ausgewählte Bilder", sagt Alan Crookham, der die Forschungsabteilung der National Gallery heute leitet. Die Times berichtet im März 1824: "Die Regierung seiner Majestät möchte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, welche sich zum Kauf der erlesenen Gemäldesammlung des verstorbenen Mr. Angerstein … ergibt". Das Parlament stellt 57.000 Pfund zur Verfügung und kauft für 3.000 Pfund Angersteins Stadthaus, indem die Bilder ausgestellt werden sollen. Am 10. Mai 1824 ist es dann soweit. Die National Gallery öffnet erstmals ihre Türen für Besucher. "Anfang des 19. Jahrhunderts war Großbritannien wahrscheinlich das reichste Land der Welt. Es war fast peinlich, keine Nationalgalerie zu haben", sagt Crookham. In anderen europäischen Ländern wurden viel früher öffentliche Kunstsammlungen eingerichtet: Die heutige Alte Pinakothek in München wird 1779 zugänglich gemacht, die Uffizien in Florenz 1789 und der Louvre in Paris 1793.

Ein Londoner Stadthaus als Nationalgalerie

John Julius Angersteins Stadthaus ist nicht kümmerlich, aber als Nationalgalerie auf Dauer zu klein. "Die Gemälde hingen dicht gedrängt, zudem begann die Sammlung zu wachsen. Bald wurde Kritik laut: Besucher und Politiker waren der Ansicht, die Nationalgalerie sei nicht glanzvoll genug", sagt Alan Crookham von der National Gallery.

Standort des neuen Gebäudes von William Wilkins soll eine Straße nicht weit von Angersteins Haus sein. "Erbärmliche Häuser mit zerbrochenen Fenstern, geflickt mit Lumpen und Papier. Schmutz überall. … Männer und Frauen in kärglicher und dreckiger Kleidung, lungern, schimpfen, trinken, rauchen, zanken, fluchen." So beschreibt Charles Dickens die Nachbarschaft. Aber in wenigen Jahren verändert sich die Londoner Innenstadt völlig. Regents Park, Regents Street und die neue Kirche St. Martin's in the Fields entstehen, dazu der Trafalgar Square und eben die National Gallery. Doch auch das neue Gebäude, eingeweiht 1938, überzeugt nicht.

Fünf Millionen Besucher im Jahr

"Den Londonern gefiel es nicht. Sie hielten es für altmodisch, den neoklassizistischen Stil für zu schlicht", sagt Alan Crookham. Auch die Ausstellungsräume stehen in der Kritik. So schreibt die Times: "Es ist allgemein bekannt, dass die Räume, in denen die Bilder hängen, dem Zweck nur unzureichend ausgelegt sind, und dass die Defekte im Inneren den Absurditäten und dem schlechten Geschmack des Äußeren in nichts nachstehen."

Doch die neue National Gallery ist ein Besuchermagnet, von Anfang an. Fünf Millionen Menschen streifen jedes Jahr durch die Ausstellungsräume mit insgesamt 2.300 Gemälden.

Stand: 10.05.2014

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