Stichtag

26. Mai 1964 - Einweihung der Großschifffahrtsstraße Mosel

Der Mosel-Vertrag von 1956 war ein Nachkriegs-Tauschgeschäft: Frankreich gab das Saarland an die Bundesrepublik zurück. Und Deutschland akzeptierte die Schiffbarmachung der Mosel auf seinem Gebiet. Vor allem die Stahlindustrie im französischen Lothringen fühlte sich von der Weltwirtschaft abgeschnitten. Sie wollte über den Rhein an die Märkte Westeuropas und an die Nordseehäfen drängen. Doch die Mosel war für diese Pläne nicht geeignet. "Die Mosel ist – hydrologisch gesehen – ein außerordentlich aggressiver Fluss. In der Wasserführung hat sie eine ungeheure Schwankung zwischen Niedrigwasser und Hochwasser. Es gab immer wieder lange Perioden, in denen überhaupt keine Schifffahrt stattfinden konnte", sagt der Moselexperte Karl-Heinz Zimmer.

Frankreich zahlt zwei Drittel der Baukosten

Die drei Anrainerstaaten Luxemburg, Frankreich und Deutschland vereinbarten also den Ausbau der gewundenen Mosel zur Großschifffahrtstraße. Frankreich zahlte zwei Drittel der 780 Millionen D-Mark Baukosten. Allein auf deutschem Gebiet waren zehn Schleusen und Staustufen nötig, um das erhebliche Gefälle bis Koblenz zu überwinden. Straßen mussten zudem verlegt werden, ufernahe Häuser abgerissen werden. Am 26. Mai 1964 wurde der verbreiterte und vertiefte Fluss der Öffentlichkeit übergeben. Per Schiff fuhren die Staatsoberhäupter der drei Anrainer die Mosel abwärts bis nach Trier. Beim Anlegen in Trier prallte die MS Rüdesheim so hart auf die neue Kaimauer, dass sich Charles de Gaulle, Großherzogin Charlotte von Luxemburg und Heinrich Lübke aneinander festhalten mussten. So berichteten es Journalisten.

Winzer haben Angst vor dreckigen Schiffen

"Schon die Römer haben vor 2.000 Jahren die Bedeutung der Mosel als Schifffahrtsstraße erkannt. Nachschub für die Garnisonen am Rhein kam über die Mosel. Getreide, Wein, Öl wurde auf Wasserwegen antransportiert", sagt die Historikerin Bärbel Schulte, die eine Ausstellung zum Thema im Stadtmuseum von Trier kuratiert hat. "Berühmtestes Beispiel sind die riesigen Granitsäulen – elf Meter lang, 30 Tonnen schwer –, die aus dem Odenwald per Schiff nach Trier geschafft wurden", sagt sie. Verbaut wurden die Säulen im Trierer Dom.

Die Winzer entlang der Mosel hatten in den 1950er-Jahren zunächst Angst vor dreckigen und lauten Schiffen. Die Proteste sind längst verstummt, obwohl heute weit mehr Güter über den Fluss transportiert werden, als damals erwartet: 2013 waren es 14 Millionen Tonnen Waren aller Art. Die zuständige Drei-Länder-Kommission versucht, den Schiffsverkehr auf der Mosel weiter zu beschleunigen. Die Anzahl der Schleusen steigt und die Brücken wurden in letzter Zeit erhöht, damit Containerschiffe besser passieren können.

Stand: 26.05.2014

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