Frau am Herd

Stichtag

9. Februar 1979 – Gründung der Deutschen Hausfrauengewerkschaft

Kochen, putzen, Kinder pflegen: Noch das Gleichberechtigungsgesetz von 1957 sieht darin die "vornehmste Aufgabe" der Frau. Die amerikanische Feministin und Publizistin Betty Friedan sieht das ganz anders. "Die Arbeit der Hausfrau erfordert nicht die Fähigkeiten eines Erwachsenen", schreibt sie 1963 in ihrem internationalen Bestseller "Der Weiblichkeitswahn". Sie sei "endlos, monoton, unbefriedigend, und die Hausfrauen sterben eines langsamen geistigen und seelischen Todes."

In Deutschland will Gerhild Heuer die Hausfrau vor diesem Tod bewahren. Am 9. Februar 1979 gründet sie deshalb in Kiel die Deutsche Hausfrauengewerkschaft (DHG).

"Kein Häkelclub"

Heuer ist alles andere als ein Heimchen am Herd: Sie ist eine emanzipierte Frau. Ihr Studium der Soziologie hat sie mit einer Promotion abgeschlossen. Ihre Deutsche Hausfrauengewerkschaft versteht sie als Versuch, die Rolle der Hausfrau und Mutter aufzuwerten und ihr endlich den sozialen Stellenwert zukommen zu lassen, der ihr gebührt. "Kein Häkelclub", soll die DHG werden, "sondern eine Vereinigung von gesellschaftspolitisch aufgeschlossenen, gut informierten Frauen, die sich endlich einmal um ihre eigenen Anlagen kümmern."

In diesem Sinn fordert die Deutschen Hausfrauengewerkschaft vor allem drei Dinge: Die "tatsächliche Anerkennung der Hausfrauentätigkeit als Beruf", eine verbesserte Altersvorsorge für Hausfrauen und eine verbesserte Kranken- und Unfallversicherung.

Frustrierter Austritt

Die Idee Heuers kommt an. Kurz nach der Gründung hat die Deutsche Hausfrauengewerkschaft schon 4.000 Mitglieder. Eigentlich ist sie ein Verein, weshalb der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Heuer auch Etikettenschwindel vorwirft. Zudem laufen öffentlichkeitswirksame Maßnahmen oft ins Leere - so wie die Idee eines bundesweiten Streiks der Hausfrauen, die an einem bestimmten Tag einfach ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken sollen. Bereits 1984 tritt die Gründerin deshalb frustriert aus ihrer eigenen Gewerkschaft aus. Die Forderung nach einem Gehalt für Familienarbeit trägt sie schon nicht mehr mit.

2000 wird die gemeinnützige Deutsche Hausfrauengewerkschaft in den "Verband der Familienfrauen und –männer" und zwölf Jahre später in den "Verband Familienarbeit" umbenannt. Gesellschaftspolitisch spielt er in der öffentlichen Wahrnehmung heute keine Rolle mehr. Seine Mitgliederzahl ist auf rund 400 zurückgegangen.

Stand: 09.02.2014

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