Designer Philippe Starck

Stichtag

18. Januar 1949 - Designer Philippe Starck wird geboren

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat bekanntermaßen einen exquisiten Geschmack. Allein die freistehende Badewanne in seiner neuen Limburger Residenz schlägt mit 15.000 Euro zu Buche. Entworfen hat den edlen Zuber der Designer Philippe Starck, und dieser Name kostet. Seit fast 30 Jahren zählt der Franzose zur Elite der europäischen Produktgestalter.

"So was produzieren wir nicht"

Wie sein deutscher Kollege Luigi Colani gilt Starck als Enfant terrible der Branche. Nichts entgeht seiner Umgestaltungslust. Alles denkt der Daniel Düsentrieb des Designs radikal neu. Starcks dreibeinige Zitruspresse "Juicy Salif" etwa bricht mit allen Regeln des Produkt-Designs. Das Küchengerät als futuristische Skulptur wird eine der meistzitierten Stil-Ikonen und macht Starck Anfang der 90er Jahre schlagartig berühmt. Seither entwirft der Franzose so gut wie alles, was moderne Menschen benutzen, von der Fernbedienung bis zum Motorrad, von der Toilettenbrille bis zu kompletten Interieurs von Nobel-Hotels.

Vor Ideen sprüht der am 18. Januar 1949 in Paris geborene Starck schon als Jugendlicher. Er entdeckt Plastik als ebenso billiges wie unendlich gestaltbares Material und gründet mit 19 Jahren eine Firma für aufblasbare Objekte. Ein Jahr später holt ihn Pierre Cardin als Art Director. Starcks schrill-schräge Möbel und seine utopischen Inneneinrichtungen für kultige Boutiquen und Clubs begeistern die Pariser Avantgarde. Die Industrie aber setzt ihm seine spacigen Stühle noch vor die Tür. "Meine Konzepte waren denen viel zu avantgardistisch", schmunzelt der Designer heute. "Die Hersteller sagten: Ja, ja, mein Kleiner. Du bist sehr nett, aber so was produzieren wir nicht."

"Ethik des Weglassens"

"Louis Ghost", Starcks revolutionärer Stuhl aus durchsichtigem Polycarbonat, ist inzwischen längst ein Design-Klassiker. Die gesamte Konsumgüter-Industrie reißt sich um Starcks innovativen Entwürfe. "Wenn ich etwas wirklich Interessantes mache“, sagt der heiß Umworbene, "dann ist es in einer Minute in der Zeitung, in zwei Minuten im Fernsehen und in drei Minuten produziert." Als stilistisches Vorbild sieht sich der Star-Designer dennoch nicht gern, weiß Gabrielle Lueg vom Kölner Museum für Angewandte Kunst: "Seiner Meinung nach sollen sich Designer nicht an anderen Designern orientieren, sondern an der Gesellschaft, an der Gegenwart."

Im Laufe seiner Karriere hat Starck vom Opulenten zu einer "Ethik des Weglassens" gefunden. Unnötiges Dekor gibt es bei ihm nicht. Bäder-Armaturen und Wasserflaschen, Brillen oder das berühmte "Bubble Club"-Sofa: Kaum noch ein trendiger Haushalt, in dem sich nicht mindestens ein Starck-gestyltes Produkt findet. Auch für die Gestaltung von Luxusjachten, eines privat finanzierten Raumschiffs oder der Präsidentenräume im Pariser Elysée-Palast ist Philipp Starck die erste Wahl. 2008 wird ihm sogar die Präsentation der Grande Nation anvertraut. Staatspräsident Nicolas Sarkozy verpflichtet den früheren Stil-Revoluzzer als Art Director für die französische EU-Präsidentschaft.

Stand: 18.01.2014

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