An den Hof des mongolischen Herrschers und chinesischen Kaisers Kublai Khan kommt Marco Polo im Gefolge seines Vaters und seines Onkels. Die venezianischen Kaufleute, die sich im Edelsteinhandel betätigen, wollen den 17-jährigen auf den Handels- und Karawanenstraßen in Asien auf seinen späteren Beruf vorbereiten.
In China kann Polo das Vertrauen Kublai Khans gewinnen - und wird sein Gesandter. Dabei bereist er Regionen, die vor ihm vermutlich noch kein Europäer gesehen hat.
Präfekt des Herrschers
Geboren wird Polo um 1254 – vielleicht in Venedig, vielleicht aber auch auf der heute kroatischen Insel Korcula. Auf der zweiten Reise von Niccolò und Maffeo Polo im Jahr 1271 ist er als Kaufmannslehrling mit dabei. Nach einer abenteuerlichen Reise gelangt er vier Jahre später in die Sommerresidenz des ebenso mächtigen wie skrupellosen Kublai Khan, ein Enkel von Dschingis Khan, dessen Reich sich von China bis in das Gebiet des heutigen Irak und im Norden bis nach Sibirien erstreckt. Den Grundstock der Verbindungen zum Khan haben Niccolò und Maffeo Polo bereits bei ihrer ersten Reise ein Jahrzehnt zuvor geknüpft. Jetzt gelingt es dem sprachbegabten Marco, diese Verbindung weiter auszubauen.
Siebzehn Jahre lang verbringt Polo mit seinem Vater und seinem Onkel in China. Einen Gutteil der Zeit ist er auf Reisen durch Zentral-, Süd- und Südostasien, um dem Kublai Khan, der sich mit Beratern aus aller Herren Länder schmückt, Nachricht aus den Provinzen seines Reiches zu bringen. Insgesamt durchquert Polo diesen Teil des mächtigen Reiches als Präfekt des Herrschers zweimal. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Reisen.
Zu phantastisch für die Wahrheit?
1295 kommen die Polos nach Venedig zurück. Während des Krieges zwischen Venedig und Genua gerät Maro Polo als Kommandant einer Galeere in Gefangenschaft. Im Kerker erzählt er dem Romancier Rustichello da Pisa um 1298 von seinen Abenteuern. Fasziniert schreibt da Pisa die Berichte gemeinsam mit Polo unter dem Titel "Die Wunder der Welt" auf. Seefahrer wie Christoph Kolumbus oder Vasco da Gama werden sich später von diesen Berichten inspirieren lassen.
In den "Wundern der Welt" entwirft Polo ein breites Panorama der ökonomischen, sozialen, politischen, militärischen und kulturellen Verhältnisse im China des 13. Jahrhunderts. Bereits den Zeitgenossen erscheinen die Berichte über Sitten und Gebräuche im wilden Reich des Kublai Khan mit seinem unermesslichen Reichtum derart phantastisch, dass ihr Wahrheitsgehalt immer wieder angezweifelt wird. Bis heute ist die Kritik nicht verstummt – vor allem, weil Polo Phänomene wie die (damals allerdings noch weitaus kleinere) Chinesische Mauer nicht erwähnt.
Nach seiner Freilassung aus der Kriegsgefangenschaft heiratet Polo die Tochter eines Kaufmanns und wird Vater zweier Töchter. Er stirbt am 8. Januar 1324 in Venedig.
Stand: 08.01.2014
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