Stichtag

5. Januar 1589 - Todestag der Katharina von Medici

In den Straßen liegen nackte verstümmelte Leichen. Es ist August 1572, Paris. Es sind Hugenotten, wie die Protestanten in Frankreich genannt werden, die meisten von Katholiken erdolcht oder mit Schwertern erstochen. Einige Tausend Hugenotten kommen während der blutigen Pogrome allein in Paris ums Leben, 20.000 im gesamten Land. "Die Aktion war jedoch nicht von Anfang so geplant", sagt Thomas Nicklas, Historiker an der Universität Reims.

Die Bartholomäusnacht ist der Höhepunkt eines seit Jahren andauernden Bürgerkriegs zwischen Katholiken und Protestanten in Frankreich. Bereits einige Tage vor dem Ereignis am 23./24. August 1572 wird jedoch die Ermordung des hugenottischen Anführers Gaspard II. de Coligny geplant. "Und diejenige, die die Fäden gezogen hat, das war eindeutig Katharina von Medici", sagt Nicklas.

"Es gibt nicht Einen, dem ich vollständig zu trauen vermag"

Die französische Königin geht über Leichen – allerdings nicht aus Bosheit oder Mordlust. Sie folgt ihrem politischen Instinkt: Mit der Beseitigung des Hugenottenführers will Katharina den Einfluss der Protestanten eindämmen und einen Krieg gegen Spanien verhindern. Coligny schwebt eine Wiedervereinigung der Franzosen über den Graben des religiösen Gegensatzes vor – durch den gemeinsamen Kampf gegen Spanien. "Aus der durchaus begründeten Perspektive Katharinas von Medici, wäre es selbstmörderisch gewesen, den Kampf mit der militärisch beherrschenden Macht Europas aufzunehmen. Sie sah darin den Untergang Frankreichs und damit auch ihrer Söhne", so Nicklas.

Familie, Dynastie, Machterhalt – darum dreht sich alles im Leben der Katharina von Medici, Tochter der steinreichen Florentiner Familie. 1533 wird sie als 14-Jährige mit dem Sohn des französischen Königs vermählt. Als der 1547 stirbt, übernimmt Katharina die Rolle der Regentin für die jungen Thronfolger. "Jetzt bin ich mit ... einem Königreich übrig geblieben, das in Parteien verteilt ist, so dass es nicht Einen gibt, dem ich vollständig zu trauen vermag", schreibt die Königin an ihre Tochter. Nacheinander kommen Katharinas Söhne in einer politisch gefährlichen Phase auf Frankreichs Thron – doch Herrscher sind sie nur dem Titel nach. "Karl IX., Franz II. und dann Heinrich III. waren ein formbares Werkzeug in der Hand der Mutter. Sie trat tyrannisch und dominant in der eigenen Familie auf", erklärt Nicklas.

Katharinas Taktieren heizt die explosive Stimmung im Land an

Katharina von Medici versucht sich, weder von Protestanten, Ultrakatholiken oder den moderaten 'Politiques' einnehmen zu lassen. Ihr Taktieren heizt die explosive Stimmung im Land jedoch weiter an. Als sie 1562 ein Toleranzedikt zugunsten der Hugenotten erlässt, empören sich die Ultrakatholiken. Über Jahre versinkt Frankreich in einem blutigen Bürgerkrieg – bis die französische Königin 1572 eine neue, am Ende verhängnisvolle Friedensinitiative startet.

Nach der Bluthochzeit verliert Katharina an Einfluss

"Katharina von Medici wollte eine Versöhnung der beiden Lager im Königreich herbeiführen, und dies auch symbolisch kenntlich machen: durch die Hochzeit zwischen ihrer eigenen Tochter Margarete, die natürlich katholisch war, und dem protestantischen Prinzen Heinrich von Navarra", sagt der Historiker Thomas Nicklas.

Nach der Feier plant Katharina das Attentat auf den Hugenottenführer Coligny, das die Bartholomäusnacht auslöst. Nach der Bluthochzeit verliert sie an Einfluss und Ansehen. Sie stirbt am 5. Januar 1589. In einem Grabvers würdigt ein Unbekannter ihre beiden Gesichter: "Die Königin, die hier liegt, war ein Teufel und ein Engel./ … Sie gebar drei Könige und fünf Bürgerkriege,/ ließ Schlösser bau'n und Städte ruinieren.../Wünsch ihr, Wanderer, die Hölle – und das Paradies."

Stand: 05.01.2014

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