Schon als Kind ist Ludwig "Luggi" Waldleitner begeisterter Kinogänger. "Sehr scharf" sei er darauf gewesen, Filme zu sehen, wird er sich später erinnern. "Und da hat mich meine Mutter öfters nach München mitgenommen." Der Westernstar Tom Mix, der Schäferhund Rin Tin Tin und die dänischen Stummfilmkomiker Pat und Patachon sind damals seine Lieblingshelden.
Später wird sich Waldleiter als Produzent selbst darum bemühen, Filme ins Kino zu bringen. Viel Dutzendware, zahlreiche Romanverfilmungen nach Johannes Mario Simmel, aber auch Skandalstreifen wie "Das Mädchen Rosemarie" (1958) oder "Lili Marleen" (1981) von Rainer Werner Fassbinder. Rund 140 Filme werden es am Ende sein.
Mit Charme, Couch und Zigarre
Geboren wird Waldleitner am 1. Dezember 1913 als Sohn eines Gastwirts in Kirchseeon bei München. Beim Skifahren lernt er Mitte der 30er Jahre einen Kameramann von Leni Riefenstahl kennen und wird Kameraassistent in ihrem Filmteam für die Olympischen Spiele 1936. Während des Zweiten Weltkriegs steigt er zum Produktionsleiter auf. 1941 lernt er seine ebenfalls kinobegeisterte spätere Frau Ilse Kubaschewski kennen. Mit ihr betreibt er nach 1945 ein Kino; vier Jahre später gründen beide gemeinsam den Gloria-Filmverleih.
Aber Waldleitner will mehr. 1951 gründet er die Produktionsfirma Roxy-Film GmbH & Co. KG. Ein Jahr später kommt "Bis wir uns wiedersehen" heraus, der Maria Schell und O.W. Fischer als Kinotraumpaar der 50er Jahre etabliert. Weil die Schell zu viel mitbestimmen will, kündigt er der Schauspielerin danach den Vertrag: "Wo i bin, ist der Hauptfilm", lautet das selbstbewusste Motto des Produzenten, der sich gern mit Zigarre und Sonnenbrille als Filmmogul US-amerikanischen Zuschnitts auf seiner Couch ablichten lässt. Besonders auf Filmbällen macht er mit überzeugendem Charme seine Geschäfte.
Sex und Fassbinder
Der Erfolg gibt Waldleitner recht: Mit Kassenschlagern wie "Conny und Peter machen Musik" (1960), "Der Stoff, aus dem die Träume sind" (1972) oder dem Oscar-nominierten Film "Jenseits der Stille" (1996) avanciert er zum erfolgreichsten deutschen Produzenten der Nachkriegszeit. Als das Fernsehen eine immer stärkere Konkurrenz zum Kino wird, scheut er auch nicht davor zurück, mit Produktionen wie "Komm nur, mein liebstes Vögelein" (1968), "Venus im Pelz" (1969) oder "Der scharfe Heinrich" (1970) auf der Sex-Welle der 60er und 70er Jahre mitzureiten.
Wenn Waldleitner von einer Sache überzeugt ist, setzt sich der eingefleischte CSU-Wähler, wie im Fall Fassbinders, auch für politisch und ästhetisch Andersdenkende ein. Oder für Newcomer: 1973 produziert er Wolfgang Petersens ersten Spielfilm. Luggi Waldleitner stirbt 1998 in Innsbruck.
Stand: 01.12.2013
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Dezember 2013 ebenfalls an Luggi Waldleitner. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.