Stichtag

3. Dezember 1888 - Carl Zeiss stirbt in Jena

Vom Ein-Mann-Betrieb zum Industriekonzern: Carl Zeiss eröffnet im November 1846 in Jena eine feinmechanische Werkstätte. Das Startkapital beträgt 100 Taler, geliehen vom Bruder. Zunächst fertigt er unter anderem Lupen aus Spiegelglas. Dann baut er Mikroskope, die dank ihrer Präzision weltbekannt werden. Geboren wird der Sohn eines Drechslermeisters aus Weimar am 11. September 1816. Nach dem Abitur macht er eine Lehre bei dem Feinmechaniker Friedrich Körner in Jena. "Körner war nicht nur Mechaniker, sondern er hat auch Vorlesungen an der Universität gehalten über Mechanik", sagt Historiker Wolfgang Wimmer, Leiter des Carl-Zeiss-Unternehmensarchivs.

Diese Verbindung von Handwerk und Wissenschaft prägt Zeiss. Er vertieft seine Ausbildung während etlicher Wanderjahre, die ihn nach Darmstadt, Stuttgart, Berlin und Wien führen. An verschiedenen Universitäten besucht er Vorlesungen über Mathematik, Physik und Optik. Zu seinen besten Kunden werden Naturwissenschaftler. Er baut Instrumente, die sie für ihre Forschung benötigen.

Berechnen statt ausprobieren

Zeiss' Werkstatt vergrößert sich rasch. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung stellt er seinen ersten Lehrling ein und versucht, die Produktion zu standardisieren. Die Schwierigkeit: Jede Linse wird bis dahin handgeschliffen, jede ist einzigartig. Da jedes Mikroskop zwei Linsen benötigt, muss jeweils mühsam ausprobiert werden, welche beiden zusammenpassen. Mikroskope, die seinen Anforderungen nicht genügen, zerschlägt Zeiss mit dem Hammer auf dem Amboss.

Um einheitliche Produkte herzustellen, müssen mathematische Berechnungen durchgeführt werden. Doch dafür reichen Zeiss' Kenntnisse nicht aus. Als er 1866 den Mathematiker Ernst Abbe kennenlernt, beteiligt er ihn deshalb an der Firma. Zusammen gelingt es den beiden, Linsen herzustellen, die relativ gleichförmig sind. Als 1884 ein Werk für die Herstellung von optischem Glas in Jena eröffnet wird, ist es schließlich möglich, so genaue Optiken herzustellen, wie es auf handwerklichem Weg nicht möglich ist. Die Produkte genießen bald internationales Ansehen.

Ehrendoktor für Unterstützung der Wissenschaft

Seine Firma führt Zeiss als Patriarch. Er beteiligt sich an einer Krankenkasse für seine Mitarbeiter, die er alle persönlich kennt - selbst als sein Betrieb schon 300 Angestellte hat. Die örtliche Presse berichtet von fröhlichen Betriebsfeiern. Auch für die Stadt Jena engagiert sich Zeiss - als Gemeinderat, Armenpfleger, Eichmeister und Wahlmann für den Landtag. Der Unternehmer wird mehrfach ausgezeichnet. Die Philosophische Fakultät der Universität Jena verleiht ihm die Ehrendoktorwürde für die Vervollkommnung des Mikroskops und die damit verbundene Förderung der Wissenschaft.

Als Zeiss am 3. Dezember 1888 nach mehreren Schlaganfällen stirbt, ist sein Name zur Marke geworden. Die führenden Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts forschen mit seinen Mikroskopen. "Dass man zwischen Gewerbe und Wissenschaft eine feste, dauerhafte Zusammenarbeit braucht - das war der prägende Grundgedanke von Carl Zeiss", sagt Historiker Wimmer. Diese Vision habe er in die Unternehmensgeschichte eingebracht.

Stand: 03.12.2013

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