Heinrich Pachl, Kabarettist

Stichtag

12. Oktober 1943 - Heinrich Pachl wird geboren

Seine Auftritte hinterlassen einen bleibenden Eindruck: Der Kabarettist Heinrich Pachl ist ein Schnellsprecher. "Mich interessieren Sachen, dich ich noch nicht kapiere." Auch wenn er ein Programm auf die Bühne bringe, habe er es noch nicht in Gänze verstanden. "Deswegen entsteht daraus vermutlich eine bestimmte Atemlosigkeit, weil ich meiner eigenen Erkenntnis noch hinterher laufe."

Vor dem "Agenten für vertrauensstörende Maßnahmen" ist keiner sicher - seien es Politiker, Banker oder der Klüngel in seiner Wahlheimat Köln: "Jeder, der im Geschäftsleben etwas Bescheid weiß, der weiß: Ab einer Milliarde, da wird es amoralisch." Da beginne eine ganz andere Finanzmoral. "Da ist man nahe bei Gott, da findet sozusagen der Salto Fäkale in die Unbestechlichkeit und die Immunität statt."

"Nichts anderes als ein Müllhandwerker"

Geboren wird Pachl am 12. Oktober 1943 im badischen Nordrach. Er wächst in Freiburg auf und studiert in Wien und Bochum. Doch schnell werden Theater und Politik für ihn wichtiger als das Studium. Bekannt wird er Ende der 1970er Jahre als "Der wahre Anton": Zusammen mit Richard Rogler bildete er ein Duo, das zunächst in Hörsälen, Schulen und auf der Straße spielt. Für ihr Programm "Absahnierung", mit dem die beiden im Kölner Schauspielhaus auftreten, erhalten sie 1982 den Deutschen Kleinkunstpreis. Später tourt Pachl unter anderem mit dem Kollegen Matthias Beltz über Deutschlands Kleinkunstbühnen.

"Ich hatte mal eine Utopie", so Pachl über seinen inneren Kompass. "In irgendeiner Art von Sozialismus wird's ganz toll werden." Mittlerweile habe er schon lange keine Utopie mehr, was ihn aber nicht erstarren lasse. Es sei wichtig, immer wieder wegzuräumen. "Im Grunde ist man ja nichts anderes als ein Müll-Handwerker."

Auch Autor, Filmemacher und Schauspieler

Pachls Ziel ist Aufklärung. "Er will Zusammenhänge erklären", sagt Autor und Weggefährte Martin Stankowski. Pachl habe das in einem Bild beschrieben. "Er hat gesagt: Ich versteh mich so wie ein Förster im Wald." Wie einer, der einer Schulklasse beim Waldausflug die scheinbare Unordnung eines Ameisenhaufens systematisch erklärt.

Auch außerhalb des Kabaretts ist Pachl politisch. Er engagiert sich in linken Initiativen und tritt bei Demonstrationen zum 1. Mai in Köln als Redner auf. Er arbeitet als Autor, Regisseur und Dokumentarfilmer. 1986 wird er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Auch als Schauspieler steht er vor der Kamera. Im Film "Ganz unten" hilft Pachl so seinem Freund Günter Wallraff bei der Entlarvung eines skrupellosen Leiharbeiter-Vermittlers. Als einer der Gründer des Dachverbands der Kritischen Aktionäre tritt er auf Hauptversammlungen auch als Kritiker von Konzernen auf. Sein letztes Soloprogramm, das 2011 Premiere hat, trägt den Titel "Das überleben wir!" Für ihn gilt das nicht mehr: Das Krebsleiden, an dem er zehn Jahre zuvor erkrankt war, bricht wieder aus. Pachl stirbt am 21. April 2012 in Köln.

Stand: 12.10.2013

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.