Aufstieg eines Familienbetriebs: In nur drei Generationen wird aus einem Schusterladen ein international tätiger Konzern. Am 1. Oktober 1913 gründet Heinrich Deichmann im Arbeiterbezirk Essen-Borbeck die '"Schuhreparatur Elektra". Bald darauf handelt er mit Schuhen, die in Fabriken hergestellt werden. Mittlerweile ist das Unternehmen Deichmann der größte Schuhhändler Europas. In rund 3.300 Filialen beschäftigt die Firma weltweit etwa 34.000 Mitarbeiter. Jährlich werden rund 165 Millionen Paar Schuhe verkauft.
"Basis unsere Erfolges war und ist die Idee, preiswerte und modisch hochaktuelle Schuhe in guter Qualität für breite Bevölkerungsschichten anzubieten", sagt der derzeitige Firmeninhaber Heinrich Deichmann. "Jemand nannte das einmal die Demokratisierung der Schuhmode." Bereits sein Großvater Heinrich Deichmann setzte auf erschwingliche Produkte. Dessen Zielgruppe waren Bergarbeiterfamilien, die solides Schuhwerk brauchten - und keine Luxusgüter.
Christliche Grundhaltung
Als der Unternehmensgründer Heinrich Deichmann 1940 im Alter von 52 Jahren stirbt, führt seine Frau Julie den Laden in den Kriegsjahren weiter. 1949 eröffnet sie zusammen mit ihrem Sohn Heinz-Horst die erste Filiale außerhalb von Essen. Zunächst sieht es allerdings nicht so aus, als würde Heinz-Horst Deichmann die Nachfolge seines Vaters antreten wollen. Er studiert Medizin und will Missionsarzt werden - als freikirchlicher Christ und geprägt durch seine Kriegserlebnisse als verwundeter Flakhelfer. 1956 gibt Deichmann den Arztberuf auf und steigt in den Familienbetrieb ein. Mit ihm expandiert das Unternehmen im In- und Ausland.
Gleichzeitig beginnt er, sich mit seinem Geld sozial zu engagieren. 1977 gründet er die "Wort und Tat"-Stiftung, die Entwicklungsprojekte in Indien, Afrika und Palästina finanziert und in Deutschland Maßnahmen für arbeitslose Jugendliche.
Der Laden als Lager
1984 übernimmt der Essener Unternehmer die US-Kette "Rack Room" - und mit ihr ein in Deutschland bis dahin unbekanntes Verkaufsprinzip: Der Laden wird zum Lager. Er stapelt alle Größen eines Schuhmodells direkt im Verkaufsraum. Die Kunden bedienen sich selbst.
1989 beginnt Sohn Heinrich seine Karriere im Familienunternehmen, dessen Leitung er zehn Jahre später übernimmt. Auch er legt Wert auf ein soziales Wirtschaften: "Das Unternehmen soll den Menschen dienen. Das gilt für den Kunden. Das gilt besonders für die Mitarbeiter. Das gilt aber auch für Menschen, die in Not sind." So unterstützt die Firma Deichmann die Pensionskasse seiner Beschäftigten, zahlt übertarifliche Gehälter und hat die umstrittenen Mini-Jobs komplett abgeschafft.
Stand: 01.10.2013
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