Sie ist die weltweit größte internationale Polizeiorganisation: Interpol vernetzt und unterstützt Polizeibehörden rund um den Globus. Der Ursprung der Vereinigung geht auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Der technische Fortschritt sorgt damals dafür, dass Verbrecher mobiler werden und grenzüberschreitend tätig sind. Deshalb treffen sich 1914 Polizeibeamte aus 24 Ländern in Monaco, um ein internationales Straf- und Polizeiregister zu schaffen. Doch das Projekt scheitert, als der Krieg beginnt. Nach dessen Ende wird die Idee wieder aufgegriffen: Am 7. September 1923 gründen in Wien 138 Delegierte aus 20 Staaten die "Internationale Kriminalpolizeiliche Kommission" (IKPK). Sie wird zur Keimzelle von Interpol.
Als Österreich 1938 von der Deutschen Wehrmacht besetzt wird, übernehmen die Nazis die Leitung der Kommission. Deren Sitz wird vier Jahre später nach Berlin verlegt. Was während des "Dritten Reiches" mit der IKPK geschieht ist strittig. Interpol selbst sagt heute, die Organisation sei während des Zweiten Weltkrieges nicht mehr aktiv gewesen, weil niemand mehr mit Deutschland kooperieren wollte. Andere sagen, Adolf Hitlers Gestapo habe sich die Personenkarteien zunutze gemacht, um Juden und "Zigeuner" ausfindig zu machen.
Rund 190 Mitgliedstaaten
Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligen sich 17 Staaten am Wiederaufbau der Organisation. Als Sitz wird Paris bestimmt. 1952 wird auch die Bundesrepublik Mitglied. Vier Jahre später wird der Name der Vereinigung in "Internationale Kriminalpolizeiliche Organisation" (IKPO) geändert. In der Öffentlichkeit setzt sich diese Bezeichnung allerdings nicht durch. Weltweit prägt sich der Name Interpol ein - ursprünglich ein telegrafisches Kürzel. Heute steht es für "International Criminal Police Organization". Das Hauptquartier befindet sich seit 1989 in Lyon. Einige der mittlerweile insgesamt 190 Mitgliedstaaten von Interpol schicken Beamte dorthin.
"Interpol hat gegenwärtig etwa 700 Mitarbeiter im Hauptquartier in Lyon und in den Regionalbüros rund um den Globus", sagt Jürgen Stock, ehemaliger Vizepräsident für Interpol in Europa. Heute ist er Vizepräsident des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden, wo sich das deutsche "nationale Zentralbüro" von Interpol befindet. Laut Stock hat Deutschland derzeit elf Beamte nach Lyon entsandt. Dort laufen alle Fäden internationaler Fahndungen zusammen. Interpol verfügt über umfangreiche Datenbanken. Darin werden zum Beispiel Kriminelle, vermisste Personen, gestohlene Autos, geraubte Kunstgegenstände und abhandengekommene Pässe verzeichnet. Nach dem Tsunami im Dezember 2004 hat Interpol auf Vorschlag Deutschlands auch eine Datenbank für unbekannte Tote aufgebaut.
"Politisch neutral"
Interpol darf selbst keine Festnahmen durchführen. Das ist Aufgabe der Mitgliedstaaten. Zudem darf niemand aus politischen, militärischen, religiösen Motiven oder aufgrund der Hautfarbe gesucht werden. Interpol soll politisch neutral und ein reines Netzwerk sein. Schwierig wird es jedoch, wenn die Polizeiapparate von Mitgliedstaaten wie etwa Irak, Angola und Weißrussland verdächtig werden, selbst an Verbrechen beteiligt zu sein. Dann werden beim Austausch von Daten bestimmte Informationen nicht weitergegeben.
Die heutigen Schwerpunkte bei der Arbeit von Interpol sind internationaler Terrorismus, Drogen- und Menschenhandel sowie der Bereich Cybercrime.
Stand: 07.09.2013
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