1955 gibt es einen besonderen Stapellauf bei den Howaldtwerken in Kiel: Denn der Öltanker, den die Werft im Auftrag einer norwegischen Reederei gebaut hat, trägt die Produktionsnummer 1.000. Sie zeigt an, dass es wieder bergauf geht mit dem einstigen Familienunternehmen, das im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört worden ist.
Die Geschichte der Howaldtwerke beginnt 1865 mit dem ersten Schiff. Den Grundstock zum Erfolg legt ein einziger Mann: der Ingenieur und Unternehmer August Ferdinand Howaldt.
Schiffe und Feuerspritzen
Geboren wird Howaldt 1809 als Sohn eines Goldschmieds in Braunschweig. Hier absolviert er zunächst eine Lehre als Mechaniker, die er 1829 abschließt: "Treu, ehrlich und fleißig" sei er dabei gewesen, wie ihn sein Meister bescheinigt. Überschwängliche Empfehlungen bekommt Howaldt in der Folge viele, sodass er als Gehilfe nach Hamburg und Kiel gehen kann. 1835 heuert er als Maschinist auf dem Raddampfer "Löven" an.
Die "Löven" gehört dem reichen Reeder Johann Schweffel, dem das Talent des jungen Manns sofort ins Auge sticht. Als der Raddampfer eine neue Kesselanlage benötigt, schickt er Howaldt nach England, um sie zu besorgen. 1837 gründen beide gemeinsam die Firma "Schweffel & Howaldt", die haus- und landwirtschaftliche Geräte und Fensterrahmen aus Eisen ebenso herstellt wie Feuerspritzen, Dampfmaschinen und Packwagen für die 1844 eröffnete Eisenbahnlinie von Kiel nach Altona. Des weitere baut "Schweffel & Howaldt" drei Schiffe.
Die Söhne machen weiter
Mit seiner Ehefrau Emma hat Howaldt acht Kinder, von denen zwei Töchter und drei Söhne das Erwachsenenalter erreichen. Sohn Georg gründet 1865 in Kiel eine kleine, nicht besonders ertragreiche Werft. 1879 zieht sich August Ferdinand Howaldt zugunsten seiner Söhne aus dem Geschäft zurück. Die Schiffbaukrise in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts macht auch der Maschinenfabrik Howaldt zu schaffen. Georg Howaldt findet eine Lösung, indem er 1889 die Maschinenfabrik und seine Werft zur "Aktiengesellschaft Howaldtswerke" fusioniert. Mit der Maschinenfabrik des Vaters im Rücken läuft auch das Schiffsgeschäft.
August Ferdinand Howaldt erlebt die Rettungsaktion seines Sohnes nicht mehr – ebenso wenig wie die Fusion des von ihm gegründeten Unternehmens mit der "Deutschen Werft" zu den bis heute bekannten "Howaldtswerken - Deutsche Werft" (HDW) im Jahr 1968. Er stirbt am 4. August 1883 in Kiel. Heute gehört die HDW zum Thyssen-Krupp-Konzern.
Stand: 04.08.2013
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