Ihr Name bedeutet: die Lebende. Aischa ist die dritte Frau des Propheten Mohammed, dem Begründer des Islams. Schön und eine der höchst gebildeten Frauen ihrer Zeit soll sie gewesen sein, die auch gegenüber Mohammed kein Blatt vor den Mund nahm. Viele Überlieferungen gehen davon aus, dass sie die Lieblingsfrau des Propheten ist. Sie wird 613 oder 614 geboren. Bereits mit sechs Jahren wird sie dem Propheten versprochen und vollzieht mit ihm angeblich mit neun Jahren die Ehe - mit einem Mann, der mehr als 40 Jahre älter ist. Einige Wissenschaftler kommen allerdings zu dem Schluss, dass Aischa 17 oder 18 Jahre alt ist, als sie Mohammed heiratet. "Wir haben eine schwierige Quellenlage", sagt Irene Schneider, Professorin für Islamwissenschaften an der Universität Göttingen.
Auch dafür, ob Mohammed zehn, zwölf oder 14 Frauen hat, gibt es keine eindeutigen Belege. In den meisten Fällen stimmt der Prophet der Ehe aus politischen Gründen zu, um zum Beispiel befreundete Stämme an sich zu binden. Die Beziehung zu Aischa ist jedoch mehr als politisches Kalkül. "Die Quellen sagen sehr eindeutig, dass das offensichtlich eine sehr große Liebesbeziehung war", so Professorin Schneider.
Trennung nach bösen Gerüchten
Immer wieder wird diese Liebe jedoch auf die Probe gestellt. So sind Mohammed und Aischa etwa vier Jahre nach ihrer Hochzeit mit einer Karawane in der Wüste unterwegs. An einem Rastplatz fällt Aischa auf, dass sie ihre Kette verloren hat, und sie geht los, um sie zu suchen. Als sie zurückkommt, ist die Karawane ohne sie aufgebrochen. Ein junger Mann soll sie aufgegriffen und auf seinem Kamel zurück zur Karawane gebracht haben.
Das sorgt für Unruhe: "Es wird gemutmaßt, sie habe mit diesem jungen Mann eine Beziehung gehabt", sagt die Islamwissenschaftlerin Schneider. Das habe zu einer kurzen Unterbrechung der Beziehung zwischen Aischa und Mohammed geführt. Er schickt sie vorübergehend zu ihren Eltern. Als sich jedoch nicht genügend Zeugen für dieses Gerücht melden, darf Aischa zurück zu ihrem Mann.
Der Prophet stirbt in Aischas Armen
Wie wichtig sie für den Propheten ist, zeigt sich kurz vor seinem Tod: Er will seine letzten Tage mit ihr verbringen. Schließlich stirbt Mohammed im Juni 632 in Aischas Armen. Als Frau des Propheten darf sie nicht noch einmal heiraten. Stattdessen soll sie die erste Schule für islamisches Recht gegründet haben. Mehr als 2.000 sogenannte Hadithe (Überlieferungen über das Leben des Propheten) sollen auf sie zurückgehen.
Darüber hinaus mischt sich Aischa ein, als es darum geht, wer die junge muslimische Gemeinschaft nach Mohammed leitet. Dafür führt sie sogar Krieg. Doch sie unterliegt und zieht sich aus der Politik und dem öffentlichen Leben zurück. Kurz vor ihrem Tod am 13. Juli 678 in Medina wird ihr angeboten, neben dem Propheten Mohammed begraben zu werden - als einzige seiner Frauen. Doch Aischa lehnt ab, sie will nicht als etwas Besonderes gelten.
Stand: 13.07.2013
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