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Stichtag

22. Juni 1978: Bundestag verabschiedet Zeitgesetz

Jedes Jahr fragen sich viele Deutsche, in welche Richtung sie ihre Uhr stellen müssen. Zu verdanken haben sie dieses Zeitwirrwarr dem Deutschen Bundestag, der am 22. Juni 1978 ein neues Zeitgesetz verabschiedet. Dessen wichtigster Punkt ist die Einführung der Sommerzeit. Seitdem wird die Uhr im März eine Stunde vorgestellt und im Oktober wieder zurück.

Erstmals formuliert Benjamin Franklin - Gründungsvater der Vereinigten Staaten und zudem noch Naturwissenschaftler - die Idee einer Sommerzeit. In einem Aufsatz im Journal de Paris aus dem Jahr 1784 berechnet er, dass die Pariser in 183 Sommernächten 128 Millionen Stunden bei Kerzenschein verbringen und dabei 64 Millionen Pfund an Wachs und Talg verbrauchen, im Wert von 96 Millionen Livres. "Eine immense Summe! Die die Stadt Paris jedes Jahr sparen könnte, indem sie Tageslicht statt Kerzen benutzt."

Deutschland legt die Sommerzeit zum dritten Mal auf

Ende der 1970er-Jahre musste man auch in Europa über das Einsparen von Energie nachdenken. Mit dem Lieferembargo der OPEC waren die Energiepreise seit 1973 gestiegen. Deswegen soll während der Sommerzeit das Tageslicht besser ausgenutzt und damit weniger Energie verbraucht werden - vor allem bei der Beleuchtung. 1977 entscheiden sich bereits viele Länder Europas für die Sommerzeit; Deutschland führt sie ein Jahr später erneut ein; sie war zuvor bereits zwei Mal - während des Ersten und Zweiten Weltkrieg - eingeführt worden. Zu viel erwarten die Regierungen indes nicht: Nur 0,3 Prozent Stromeinsparung erwarten sich die befragten Länder, das geht Mitte der 70er-Jahre aus eine Umfrage der Vereinten Nationen hervor.

2.000 professionelle Zeitumsteller sind am Werk

Mit der Zeitumstellung entstehen neue Kosten: Damals werden die meisten Uhren händisch umgestellt - von 2.000 professionellen Zeitumstellern. Das kostet den Staat damals 50 Millionen Mark im Jahr. Experten sind sich heute einig, dass die Kosten für die Umstellung die Einspareffekte weit überwiegen. Weil es abends länger hell ist, verbringen die Menschen mehr Zeit mit stromfressenden Freizeitaktivitäten. Auch wird in den kalten Frühjahrsmonaten am Morgen mehr geheizt. Der deutsche Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft fasst 2009 zusammen, dass die Energieersparnis durch die Sommerzeit ausgeblieben sei. Probleme mit der Zeitumstellung hat auch die Deutsche Bahn, die mehr als 100.000 Uhren umstellen und Züge nachts für eine Stunde anhalten muss.

Biologische Uhr richtet sich auch im Sommer an der Winterzeit aus

Dass die Zeitumstellung im Frühjahr die innere Uhr durcheinander bringt, kann mittlerweile durch Studien belegt werden. Nach einer Untersuchung der Universität München von 2007 haben die meisten Menschen Probleme mit der Umstellung - obwohl viele die hellen Abende begrüßen. Die Tag- und Nachtrhythmen der Testpersonen hätten sich während ihrer freien Tage nicht an die Sommerzeit angepasst, sagte der Chronobiologe Thomas Kantermann von der niederländischen Universität Groningen. Die biologische Uhr richte sich auch im Sommer an der Winterzeit aus.

Deswegen fordern einige Politiker und Gruppen - wie zum Beispiel die "Initiative Sommerzeit", die Zeitumstellung wieder abzuschaffen. Das kommt für das EU-Parlament nicht in Frage, schließlich hat es viel Zeit gekostet, bis alle Europäer ihre Uhr gleichzeitig vor- und zurückstellten. Erst 1996 wurden die verschiedenen Sommerzeit-Reglungen vereinheitlicht. In Deutschland dauert sie seitdem einen Monat länger.

Stand: 22.06.2013

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