Unter ihrer Führung erlebt Israel einen wirtschaftlichen Boom, aber mit dem Yom-Kippur-Krieg auch einen großen Schock: Golda Meir ist von 1969 bis 1974 Ministerpräsidentin des Landes. Ihr geht es um die zionistische Sache, den eigenen jüdischen Staat. Zwischen dem Mittelmeer und der östlichen Wüste, so ihre Überzeugung, gibt es keinen Platz für ein eigenständiges Palästina, sondern nur für Israel und Jordanien. Sie bestreitet, dass es durch die Gründung Israels zu einem palästinensischen Flüchtlingsproblem gekommen ist: "Vor allem ist dieses Land unser eigenes. Niemand muss am Morgen mit der Sorge aufwachen, was Nachbarn über ihn denken. Jude zu sein, ist hier kein Problem."
In der Ukraine, wo Golda Meir am 3. Mai 1898 unter dem Namen Golda Mabowitz geboren wird, ist es allerdings ein Problem. Dort erlebt sie in Kiew die Pogromstimmung gegen Juden. Ihr Vater ist Schreiner. Er emigriert in die USA und holt seine Familie nach, als Golda acht Jahre alt ist. Sie wird Lehrerin, heiratet den Schildermaler Morris Meyerson und engagiert sich in der zionistischen Bewegung. 1921 geht sie mit ihrem Mann ins Britische Mandatsgebiet Palästina. Im Kibbuz kümmert sie sich um die Hühner, ist aber auch als Gewerkschaftsfunktionärin und Mitglied der Arbeiterpartei aktiv.
Mit 70 Jahren Ministerpräsidentin
Als Vertraute des Staatsgründers Ben Gurion wird Golda Meir zunächst Israels erste Botschafterin in Moskau, dann 1948 Arbeits- und später Außenministerin. In diesem Amt ändert sie auch ihren Namen: von Meyerson zu Meir. Ben Gurion prägt den Satz: "Der einzige Mann in meinem Kabinett ist Golda Meir." Sie gilt als kompromisslose Kämpferin. Obwohl sie 1965 an Krebs erkrankt, kommt sie bald wieder zurück in die Politik. 1969 stirbt überraschend Ministerpräsident Levi Eschkol. Als 70-Jährige wird Golda Meir seine Nachfolgerin.
Während ihrer fünfjährigen Amtszeit wachsen die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten, die von den Israelis nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 erobert wurden. Die Antwort der Palästinenser ist Terror: Bei den Olympischen Spielen 1972 überfällt ein palästinensisches Kommando das israelische Sportler-Team. Elf Mitglieder werden getötet. Im Auftrag von Meir bringt der israelische Geheimdienst daraufhin in den folgenden Jahren mindestens 13 Palästinenserführer im Ausland um.
Am Rand einer Niederlage
Zu einem weiteren Gewaltausbruch kommt es 1973: Am höchsten jüdischen Feiertag Yom Kippur greifen Ägypter und Syrer das Land gemeinsam an - für Golda Meir völlig unerwartet. Israel steht am Rand einer Niederlage, gewinnt den Krieg aber schließlich doch dank US-amerikanischer Waffen. Symbolischer Sieger ist allerdings Ägyptens Präsident Anwar al Sadat. Israels Nimbus der Unbesiegbarkeit ist beschädigt. Golda Meir bleibt zunächst noch Ministerpräsidentin und gewinnt die nächste Wahl. Doch dann, am 11. April 1974, gibt sie ihr Amt auf und tritt zurück.
Nun kann Golda Meir nur noch zusehen, wie sich Ministerpräsident Menachem Begin und Sadat langsam annähern. Im November 1977 kommt der Ägypter nach Israel und spricht vor der Knesset. Dort trifft er auch auf seine ehemalige Erzfeindin, die sich aber versöhnlich zeigt: "Ich möchte den Tag erleben, wo Frieden ist zwischen uns und Ihnen und allen arabischen Nachbarn." Golda Meir lebt danach noch ein gutes Jahr in ihrer schlichten Drei-Zimmer-Wohnung in Tel Aviv. Sie stirbt am 8. Dezember 1978 im Alter von 80 Jahren in Jerusalem an Lymphdrüsenkrebs.
Stand: 03.05.2013
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