Zum Bundesliga-Start 1963 erhält der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine Anfrage des Hamburger SV. Der laut Satzung 1887 gegründete Verein möchte sich künftig "Ältester Fußballverein Deutschlands" nennen dürfen. Doch die Hanseaten kassieren eine Absage: "Is' nich', da jibt et noch diesen kleenen Berliner Verein", erzählt Heinz-Dietrich Kraschewski, heute Chef der "kleenen" Berliner.
Der DFB bestätigt: "Der älteste noch bestehende deutsche Fußballverein ist der Berliner FC Germania 1888." Denn beim HSV wie auch beim TSV 1860 München oder dem VfL Bochum 1848 wird anfangs nicht Fußball gespielt, sondern geturnt und Leichtathletik betrieben. Die Berliner Germania dagegen geht vom ersten Tag an mit dem Ball auf Torejagd.
Erster (inoffizieller) deutscher Meister
Der 17-jährige Paul Jestram, seine drei Brüder und andere Gymnasiasten gründen den BFC Germania vor 125 Jahren in Kreuzberg. Fußballplätze für den von Briten importierten Sport gibt es noch nicht. Deshalb bolzen Jestram & Co. auf dem weitläufigen Tempelhofer Feld, dort, wo später der Flughafen gebaut wird. Ihr Spielgerät ist ein handgenähter Ball aus England, als Tore dienen lediglich zwei Stangen. Schnell entstehen in Berlin weitere Fußballvereine, so dass in Tempelhof mitunter 30 Spiele gleichzeitig ausgetragen werden. Mangels einheitlicher Trikots nutzen die Spieler Schärpen oder Mützen als Erkennungszeichen.
In seinen Anfängen ist der BFC Germania 1888 ein erfolgreicher Klub. 1891 gewinnt er sogar die erste deutsche Meisterschaft. Weil aber nur fünf Berliner Vereine daran teilnehmen, wird der Titel später vom DFB nicht anerkannt. Offizielle deutsche Meisterschaften werden erst ab 1903 ausgetragen, doch die kann der BFC Germania nie gewinnen. Dessen Blütezeit endet schon 1904 mit dem Abstieg in die zweite Klasse. Als bekanntester Spieler des Vereins gilt bis heute Fritz Baumgarten, der beim ersten deutschen Länderspiel 1908 im Tor steht. Die Partie gegen die Schweiz geht mit 3:5 verloren.
Unrühmliche Vergangenheit
Auch nach dem Ersten Weltkrieg findet die Germania nicht in die Erfolgsspur zurück und steigt immer weiter in die unteren Ligen ab. Bereits vor der Jahrhundertwende hatte der Verein dagegen opponiert, dass ausländische Spieler im Berliner Fußball eingesetzt werden dürfen. Nach Hitlers Machtübernahme 1933 sind die Tempelhofer die ersten, die ihre jüdischen Mitglieder ausschließen. Erst in der Saison 1952/53 gelingt der Germania noch einmal der Aufstieg in die Amateurliga, die zweithöchste Berliner Spielklasse. Doch die Freude währt nur kurz; am Ende steigt der Klub als Tabellenletzter wieder ab.
Nach der Jahrtausendwende werden die Nerven des Vorsitzenden Heinz-Dietrich Kraschewski arg strapaziert. Kurzfristig arbeitet sich sein Team noch einmal bis in die fünfte Liga hoch, doch seit 2007 wird die Mannschaft wieder nach unten durchgereicht. "Leider haben wir den freien Fall bis jetzt nicht eindämmen können", seufzt Kraschewski. Selbst in der Kreisliga B, der neunten Spielklasse, kämpft die Mannschaft aktuell gegen den Abstieg. Das Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen werden die 300 Mitglieder des BFC Germania 1888 trotzdem mit Stolz feiern. Schließlich gehören sie dem ältesten Fußballverein Deutschlands an.
Stand: 15.04.2013
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