Erste Folge von Formel Eins in der ARD

Stichtag

5. April 1983 – "Formel Eins" wird erstmals ausgestrahlt

Thomas Anders ist ein großer Fan von "Formel Eins". Die Musikvideosendung sei ein unbedingtes Muss für Fans gewesen, wird sich der Sänger der Gruppe "Modern Talking" später erinnern: "Man musste 'Formel Eins' gucken." Für den Musiker Anders ist die Richtung damals klar: "Der erste Schritt in die Charts und dann in die 'Formel Eins'. Das war das erklärte Ziel.“

Mit "Modern Talking" und seinem Kopf Dieter Bohlen schafft es auch Thomas Anders in die Sendung – und muss dabei verkraften, dass Moderator Ingolf Lück das Video zu "You’re My Heart, You’re My Soul" mit erklärtem Widerwillen ankündigt. "Man war stolz und dann kommt so ein Lück und macht auf intellektuell", sagt Anders. "Aber er hat es überlebt und wir auch."

Ein paar Wochen nach der Ausstrahlung wird der Titel ohnehin die Nummer eins der deutschen Hitparade – und "Modern Talking" bekommt wie alle Spitzenreiter ein Bauteil der BMW Isetta überreicht, die Stück für Stück im Studio auseinandergepflückt wird.

Kulissen wie im Ghetto

Mit "Formel Eins" krempelt Regisseur Michael Bentele nicht zuletzt gängige Vorstellungen von Studiodekoration um. Er ist öfter in New York und bringt von dort das betonte Armutsflair der Musikvideosendung mit nach Deutschland: Die Kulisse sieht aus wie direkt vom Schrottplatz, die Moderatoren machen ihre Ansagen teils vor brennenden Mülltonnen.

Vom WDR in Halle zehn der Münchner Bavaria Studios produziert, hat "Formel Eins" am 5. April 1983 Premiere. Es ist die erste wöchentliche Musikvideosendung im deutschen Fernsehen. In der Folge wird die Sendung in den dritten Programmen zeitversetzt ausgestrahlt, 1988 wechselt sie in die ARD und wird Teil des ersten Samstagnachmittagprogramms.

Vor Angst in die Hose gemacht

"Eigentlich sollte hier ein Dackel sitzen, aber der Produktion war die Hundesteuer zu teuer und da haben sie mich genommen", stellt sich der erste Moderator Peter Illmann vor – so brav bleiben seine Clipansagen nicht immer. Auf Illmann folgt der noch bissigere Ingolf Lück, dann kommt 1986 Stefanie Tücking, gefolgt von Kai Böcking, der 1990 die letzte Folge von "Formel eins" im kalauernden Frank-Sinatra-Stil abmoderiert: "And more, much more than this, I did it Kai-way. Tschüss". Dann übernehmen Musikvideosender wie MTV und Viva das Ruder.

In den sieben Jahren ihrer Existenz kommt "Formel Eins" nicht ohne vermeintliche Skandale aus. Proteste gibt es, als David Bowies Video "China Girl" einen nackten Frauenrücken zeigt. Und nach der Ausstrahlung von Michael Jacksons "Thriller" verklagen aufgebrachte Eltern den WDR-Redakteur: Ihr Sohn, so lautet der Vorwurf, habe sich aus Angst vor den darin auftretenden Untoten in die Hose gemacht.

Stand: 05.04.2013

Programmtipps:

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