Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre zieht es die Menschen in den USA scharenweise in die Kinos. Fremde Welten stehen auf dem Programm – Welten, die nichts mit der Alltagswirklichkeit zu schaffen haben.
Nach exotischen Stoffen sucht auch David O. Selznick, Leiter der Radio-Keith-Orpheum Pictures Inc. (RKO), dem kleinsten der fünf großen Filmstudios von Hollywood. Trotz des amerikanischen Kinobooms steht RKO kurz vor der Pleite. Wenn jetzt kein Wunder geschieht, muss das Studio dichtmachen.
Aus drei Gorillas wird ein Riesenaffe
Das Wunder kommt in Gestalt von Merian C. Cooper. Der ehemalige Jagdflieger und Weltkriegsveteran hat sich bereits mit Aufnahmen aus dem Dschungel einen Namen gemacht, als Selznick ihn zu seinem persönlichen Assistenten macht. Coopers Aufgabe besteht darin, Filmmaterial zu sichten, das das Zeug zum Kassenschlager hat. Vor allem aber bringt er eigene Einfälle mit – unter anderem die 1926 entstandene Idee, zwei Warane gegen drei Gorillas kämpfen zu lassen. Die Keimzelle für "King Kong" liegt hierin begründet.
Dann sieht Cooper Probeaufnahmen für einen Film namens "Creation". Die Handlung über den Kampf von Dinosauriern ist offenbar eher dürftig, aber die über Einzelbildbelichtung erreichte Illusion von Bewegung mit der so genannten Stop-Motion-Tricktechnik überzeugt. Verantwortlich hierfür zeichnet Willis O'Brian, den Cooper für sein eigenes, lange auf Eis gelegtes Projekt verpflichtet. Aus den Drachenechsen macht Cooper Dinosaurier, aus drei Gorillas einen. Den aber lässt er auf die Größe eines Hauses wachsen.
Der Vater von Godzilla
Am 2. März 1933 hat "King Kong und die weiße Frau" Premiere. Der Film erzählt von einem im Dschungel kultisch verehrten Riesenaffen, der sich in eine blonde Frau verliebt. Als er von Expeditionsteilnehmern nach New York verschifft wird, schlägt er dort eine Schneise der Verwüstung, bevor er schließlich von Jagdbombern auf dem Empire State Building erlegt werden kann. Einen der Kampfpiloten spielt Cooper selbst: So zerstört er am Ende im Film jene Kreatur, die er sich in der Wirklichkeit ausgedacht hat.
700.000 US-Dollar steckt RKO in "King Kong und die weiße Frau" und seine wegweisenden Stop-Motion-Spezialeffekte. Der Film spielt ein Mehrfaches seiner Kosten ein. Schon nach vier Tagen sind es 90.000 Dollar, damals ein Rekord: Das Filmstudio ist gerettet. Zugleich aber legt Cooper den Grundstein für einen wahren King-Kong-Kult, der zahlreiche Romane, Filmfortsetzungen und Neuverfilmungen nach sich zieht. Darüber hinaus ist King Kong das erste Filmmonster, das sich keiner Literaturvorlage verdankt – und wird so zum Vater von Godzilla, Tarantula und anderen Schauerkreaturen.
Stand: 02.03.2013
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