Margit Sponheimers Karriere basiert auf einer karnevalistischen Mogelei. 1967 hat die Sängerin mit ihrem Lied "Gell, du hast mich gelle gern" einen ersten Solohit, drei Jahre später gelingt ihr mit "Am Rosenmontag bin ich geboren" ein Fastnachtsevergreen. Aber die darin getroffenen Aussagen sind nicht wahr. "Ich bin weder am Rosenmontag geboren noch in Mainz am Rhein", wird Sponheimer später bekennen. "Ich bin Frankfurterin und ein Sonntagskind." Trotzdem wird sie als "s Margittsche"und "Meenzer Mädsche" zur Ikone der Mainzer Fastnacht.
Das liegt vor allem daran, dass Sponheimer die fünfte Jahreszeit als immer wiederkehrende zweite Geburt empfindet: "Wenn am 1. Januar der Narhallamarsch erklingt, dann hab ich irgendein Konfetti in der Blutbahn, dann muss ich mitmachen".
Mit Ernst Neger zum Erfolg
Geboren wird Sponheimer am 7. Februar 1943. Ihre Mutter stammt aus Westfalen, die Großmutter aus Ostpreußen: Für die karnevalistische Leidenschaft hat die Familie keinerlei Verständnis. Dabei wird Sponheimers Talent schon in der Schule bei einer Fastnachtssitzung offenbar. Trotzdem: Sponheimer muss eine kaufmännische Ausbildung absolvieren und im Laden der Eltern hinter der Theke stehen.
Entdeckt wird Sponheimer von dem Texter und Komponisten Toni Hämmerle, der schon die Karnevalsgröße Ernst Neger groß herausgebracht hat. Mit Neger hat Sponheimer 1959 auch ihren ersten großen Auftritt im Mainzer Karneval: als Backfisch, den der als Angler verkleidete Sänger mit dem etwas anzüglichen Satz "Mädsche, hättste Spaß an meinem Wermsche?" ("Mädchen, hättest du Spaß an meinem Würmchen?" aus dem Publikum auf die Bühne zieht.
Erste deutsche Karnevals-Sitzungspräsidentin
In den fünfziger Jahren ist der Karneval noch männliches Monopol. Singende Solistinnen sind tabu. Das ändert sich erst, als der Dachdecker Ernst Neger wegen eines Unfalls auf einer seiner Baustellen ausfällt und Sponheimer 1967 mit "Gell, du hast mich gelle gern" notgedrungen eine Chance erhält. Der Bann ist gebrochen: Ab sofort gehört ein Lied vom "Margittsche" unbedingt zur Fastnachtssession – auch in Radio und Fernsehen.
40 Jahre lang bespaßt Sponheimer mit Liedern wie "Kille, kille, lach doch mal", "Zupft euch mal am Öhrchen" oder "En Mann muss man verwöhnen" das Publikum, 1998 beschließt sie, der Jugend auf der Karnevalsbühne eine Chance zu geben und hört - vorerst - auf, um als Schauspielerin zum Volkstheater zu wechseln. Ihre Rolle als Wegbereiterin des weiblichen Karnevals wird 2010 gekrönt: In Frankfurt wird Sponheimer erste deutsche Karnevals-Sitzungspräsidentin.
Stand: 07.02.2013
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