Mitte des 18. Jahrhunderts kämpfen Frankreich und Großbritannien um die globale Vorherrschaft. Der Krieg wird weltweit ausgetragen: in Europa, Indien und vor allem in Amerika. Lange Zeit haben die Franzosen über große Teile Nordamerikas geherrscht, doch das ändert sich nun. Ein neues Kolonialsystem wird installiert.
Die alten Herrschaftsstrukturen sind entstanden, als sich die Franzosen im heutigen Kanada angesiedelt haben: 1605 gründen sie dort das Fort "Port-Royal Habitation" - eine Handelsstation für Pelze. Während des Barocks wird in der Modehauptstadt Paris für Biberfelle ein Vermögen ausgegeben, um sich damit bei Hofe zu schmücken. Dadurch werden nicht nur Biberbestände ausgerottet, sondern auch die Lebensweise der Indianer beeinträchtigt: Französische Geschäftemacher bezahlen die Pelze mit Branntwein und der aufkommende Alkoholismus zerstört die Sozialstruktur der Dörfer. Zu dieser Zeit engagieren sich die Briten ebenfalls im Fellhandel. Doch anders als die Franzosen betreiben sie gleichzeitig eine gezielte Ansiedlungspolitik. "Es ging darum, ganze Familien dort hinzubringen", sagt Michael Wala, Historiker an der Universität Bochum, "sodass man tatsächlich einen Brückenkopf auf der anderen Seite des Atlantiks dauerhaft etablieren konnte." Das führt zu bewaffneten Konflikten.
Britische Siedler drängen nach Westen
Rund 150 Jahre lang gelingt es Frankreich, die englischen Siedler an der amerikanischen Ostküste zu halten - und ein Gebiet zu kontrollieren, das etwa so groß wie Europa ist: Neufrankreich umfasst das heutige Kanada, das Ohio-Tal und die komplette Mississippi-Region. Um 1750 drängen sich schließlich rund eine Million Einwanderer in den Kolonien Neuenglands am Atlantik; Neufrankreich zählt hingegen nur 50.000 Siedler. Die britischen Siedler ziehen deshalb nach Westen, stoßen dort jedoch auf französisch-indianischen Widerstand. Die Indianer wollen sich ihr Land nicht wegnehmen lassen und kämpfen an der Seite der Franzosen. Aus einzelnen Scharmützeln wird 1754 der sogenannte "French and Indian War" ("Franzosen- und Indianerkrieg"). Er ist Teil einer weltweiten Auseinandersetzung zwischen den beiden Großmächten: In Europa fechten sie parallel den Siebenjährigen Krieg aus. Dort schickt England Nachschub an das verbündete Preußen, aber keine eigenen Truppen. Die Franzosen hingegen reiben sich im Kampf gegen die Preußen auf.
Das Zentrum des Konflikts bleibt jedoch Nordamerika. Zunächst haben die Briten einen schweren Stand. Sie müssen Truppen aus Europa heranführen, dadurch verdoppelt sich die Verschuldung Großbritanniens schlagartig. Erst als sie die britischen Zivilisten einbinden und sich ebenfalls mit Indianern verbünden, kommt die Wende. Bei großen Feldschlachten vor Quebec und Montréal werden die Franzosen von den besser ausgerüsteten Briten zusammengeschossen. Auf dem Atlantik nutzen die Briten ihre Seeüberlegenheit: Sie blockieren die französischen Häfen an Kanadas Küste und fangen deren Schiffe ab.
Frankreich verliert nordamerikanische Kolonien
Frankreich ist geschlagen. Im sogenannten Frieden von Paris, der am 10. Februar 1763 unterzeichnet wird, verliert das Land sämtliche Kolonien in Nordamerika - unter anderem wird auch Kanada britisch. Die Briten setzen zudem durch, dass Frankreich auch in Indien alle Machtoptionen aufgeben muss. Stattdessen bekommt das französische Königreich das heutige Haiti, das damals durch den Zucker- und Kakaoexport sehr lukrativ ist. Für Frankreich ist der Krieg zu Ende, aber noch nicht für Großbritannien. Häuptling Pontiac sammelt die Indianerstämme der Ottawa und wehrt sich gegen die Landverteilung im Ohio-Delta. Aber auch er verliert am Ende.
Um weitere Auseinandersetzung zu vermeiden, will die britische Regierung die Siedler nicht weiter nach Westen ziehen lassen, sondern nach Norden in Richtung Kanada schicken. Die Indianer sollen ihr Land behalten. Doch der Plan geht nicht auf. Die Einwanderer fühlen sich nicht mehr als Briten, sondern als Amerikaner. Sie wollen sich vom britischen Königshaus in London nichts mehr sagen lassen - und ebenso wenig mit Zöllen und Steuern dessen Kriege finanzieren. Der Streit eskaliert. Am Ende steht der amerikanische Unabhängigkeitskrieg von 1775 bis 1783. Fast alle Kolonien gehen schließlich für Großbritannien verloren. Global gesehen kann das britische Empire seine Vormachtstellung allerdings noch bis zum Ersten Weltkrieg behaupten. Ab dann dominiert eine neue Macht das Weltgeschehen: die Vereinigten Staaten von Amerika.
Stand: 10.02.2013
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