Als Regisseur macht John Huston immer wieder Außenseiter und Verlierer zu seinen Helden. Vermutlich liegt das daran, dass er selbst lange Zeit ein Außenseiter und Verlierer war. Zwar ist er ein talentierter Boxer, der in der Jugend zu einem der führenden Leichtgewichtler Kaliforniens avanciert. Aber nach dem Entschluss, kein Profi zu werden, geht es steil mit ihm bergab.
Mit 18 Jahren studiert Huston in New York recht erfolglos Schauspielerei, in Mexiko absolviert er in den 20er Jahren einen Ehrendienst bei der mexikanischen Armee, um nicht zu verhungern. Zurück in New York fällt er als Reporter durch äußerst schlecht recherchierte Geschichten auf. In London und Paris versucht er, sich als Maler durchs Leben zu schlagen. Mit 25 Jahren ist er obdachlos und muss am Flussufer schlafen.
"Entweder wird John ein ganz Großer", sagt er einmal über sich selbst, "oder ein totaler Versager."
Die finstere Welt des Verbrechens
Geboren wird Huston 1906 als Sohn des Schauspielers Walter Huston und der Sportreporterin Rhea Gore in Nevada im US-Bundesstaat Missouri. Als sich seine Eltern scheiden lassen, nimmt ihn seine Mutter mit nach Los Angeles. Nach seinen ruhelosen Wanderjahren heuert er trotz seiner schlechten Erfahrungen mit der Filmindustrie bei Warner Brothers als Autor an. 1941 bekommt er mit "Die Spur des Falken" erstmals die Möglichkeit, Regie zu führen.
Der Film mit Humphrey Bogart, der als Detektiv Sam Spade versucht, eine wertvolle Skulptur zu finden, dabei seinen Partner betrügt und dann auf eine billige Kopie hereinfällt, macht Huston nicht nur über Nacht berühmt: "Die Spur des Falken" gilt zudem als Initialzündung für die "Schwarze Serie" düsterer Krimis aus einer finsteren Welt voller Korruption und Verbrechen.
Kämpferische Rückkehr
1942 wird Huston zum Wehrdienst eingezogen. Sein kritischer Film "Let There Be Light" über Heerespsychiater, die sich um psychisch schwer gestörte US-Soldaten kümmern, verschwindet in den Archiven. Mit "Der Schatz der Sierra Madre" (1948), "Die Gangster in Key Largo" (1948) oder "African Queen" (1951) – alle ebenfalls mit Bogart in der Hauptrolle – festigt er endgültig seinen Ruf, einer der besten Regisseure Hollywoods zu sein. Für "Der Schatz der Sierra Madre", in dem auch sein Vater mitspielt, erhält er je einen Oscar für das beste Drehbuch und die beste Regie.
1956 kommt Hustons "Moby Dick" mit Gregory Peck und Orson Welles, 1961 dann "Misfits – Nicht gesellschaftsfähig" mit Clark Gable und Marilyn Monroe in die Kinos. In den 60er Jahren schließlich verblasst sein Ruhm. 1972 meldet er sich mit "Fat City" über den hoffnungslosen Abstieg eines Boxers eindrucksvoll zurück; mit der dunklen Mafia-Komödie "Die Ehre der Prizzis" landet er einen weiteren großen Publikumserfolg.
Tot nach "Die Toten"
Mit 81 Jahren inszeniert Huston mit der Verfilmung der Erzählung "Die Toten" von James Joyce seinen letzten Film. Da sitzt er schon im Rollstuhl und wird über Schläuche in der Nase mit Sauerstoff versorgt. Er stirbt eine Woche nach der Uraufführung des Films am 28. August 1987 in Middletown, Rhode Island.
Stand: 28.08.2012
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