Stichtag

12. Juni 1982 – Karl von Frisch stirbt in München

1919 macht Karl von Frisch seine größte Entdeckung. Wieder einmal hat sich der Zoologe seinem liebsten Studienobjekt zugewandt: den Bienen. Da fällt ihm auf, dass die Tiere auf eine ganz eigenartige Art und Weise miteinander kommunizieren. In den Stock schwirrende Bienen laufen auf der Wabe kurz geradeaus, drehen lebhaft den Hinterleib und summen dabei.

"Wenn eine Biene in größerer Entfernung vom Stock eine gute Futterquelle entdeckt hat, dann fliegt sie nach Hause und vollführt eine Art Tanz, einen Schwänzeltanz", hält er seine Beobachtung fest. "Sie macht also eine Lagebeschreibung der lohnenden Futterquelle." Vier wichtige Informationen gebe die Biene so weiter: "Dass draußen Blumen blühen. Zweitens erfahren sie, um welche Blumensorte es sich handelt. Drittens, in welcher Entfernung vom Stock. Und viertens, in welcher Himmelsrichtung sie zu finden sind".

Erziehung mit der Spritze

Karl von Frisch wird 1886 in Wien geboren. Als Kind treibt es ihn immer wieder in die Natur, wo er Schmetterlinge, Käfer und Garnelen beobachtet. Der wichtigste Begleiter seiner Kindheit und Jugend wird Tschocki, ein brasilianischer Blumenau-Sittich, den er als Achtjähriger geschenkt bekommt.

Tschocki ist das erste Tier, an dem von Frisch seine so genannte Dressurmethode anwendet, die er noch Jahrzehnte später benutzt, um das Verhalten von Tieren zu erforschen: Wenn der nervige Sittich zu sehr schnattert, bespritzt der Junge ihn mit seiner Wasserspritze. Später reicht es, sie aus der Tasche zu ziehen, und der Vogel schweigt.

In Wien und München studiert von Frisch Medizin und Biologie, 1912 wird er in München Privatdozent für Anatomie und Zoologie. Seine zu dieser Zeit gemachte Entdeckung des Schwänzeltanzes ist in Fachkreisen alles andere als unumstritten: als "drollig" und "fabelhaft" verspotten die Kollegen seine Ansichten. Heute wird derjenige Forscher ausgelacht, der den Schwänzeltanz in Frage stellt.

"Der Natur hinter die Schliche kommen"

1921 wird von Frisch Ordinarius für Zoologie in Rostock, zwei Jahre später Professor in Breslau. 1925 kommt er zurück nach München, um das Zoologische Institut zu leiten. Zu seinen weiteren herausragenden Forschungsergebnissen gehört die Erkenntnis, dass Bienen Farben unterscheiden können – und dass Insekten ebenso individuelle Fähigkeiten und Schwächen wie Menschen haben.

Über 60 Jahre betreibt Karl von Frisch seine Bienenforschung. 1973 erhält er für seine Leistungen auf dem Gebiet den Nobelpreis. Er fühlt sich geehrt – auch wenn er nicht müde wird zu betonen, dass die Auszeichnung nichts ist im Vergleich zum Vergnügen seiner Forschungsarbeit: "keine Freude, die gleichrangig ist mit der Entdeckerfreude, wenn man der Natur hinter irgendwelche Schliche gekommen ist. Diese Freude wird auch vom Nobelpreis nicht ausgestochen“.

Karl von Frisch stirbt am 12. Juni 1982 in München.

Stand: 12.06.2012

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