1609 erfährt der italienische Naturforscher Galileo Galilei von der Erfindung des Fernrohrs. Vermutlich ist er der erste, der dessen weit reichende Bedeutung erkennt und seine Funktion vollends durchschaut. Jedenfalls gelingt es ihm, das Gerät maßgeblich zu verbessern.
Auch wenn Galileis Teleskope weitaus leistungsschwächer sind als selbst die billigsten heutigen Exemplare, macht er mit ihnen doch umwerfende Entdeckungen: Er sieht, dass die Milchstraße aus einzelnen Sternen besteht. Er erkennt, dass der Mond Berge besitzt und nicht aus sich heraus leuchtet. Und er entdeckt vier Jupitermonde, die Sonnenflecken und die Venusphasen.
Nur sich selbst vertrauen
Geboren wird Galilei 1564 in Pisa. Sein Vater ist Tuchhändler, beschäftigt sich aber eingehend mit der Harmonielehre; von ihm lernt Galilei, sich nicht auf Bücher, sondern lieber auf eigene Beobachtung und Experimente zu verlassen. Dies ist der erste Schritt, um die Naturwissenschaft endlich von der unumschränkten Autorität des Aristoteles zu befreien, der unter anderem behauptet hatte, dass sich die Sonne um die Erde als Fixpunkt im Zentrum drehe.
Mit 25 Jahren wird Galilei Professor für Mathematik in seiner Geburtsstadt. Drei Jahre später wechselt er an die Universität von Padua, wo er sich auch mit praktischer Astronomie beschäftigt. Durch seine Beobachtungen kommt er zu dem Schluss, dass das heliozentrische Weltbild des Kopernikus richtig sein müsse.
Dreht sich die Erde?
Die Sprengkraft von Galileis Gedanken wird den Philosophen und Kirchenoberhäuptern erst ein paar Jahre später bewusst. Da ist Galilei bereits zum ersten Philosophen und Mathematiker am großherzoglichen Hof zu Florenz geworden. Eine so genannte Liga, deren einziges Ziel es ist, gegen Galilei zu arbeiten, schreckt selbst vor Fälschungen nicht zurück, um den Forscher der Ketzerei zu bezichtigen. Von einem Verfahren der Inquisitionsbehörde erfährt Galilei erst 1616 durch das Ergebnis: Das Urteil befiehlt ihm, sein Modell einer Erde, die um die Sonne kreist, stets als hypothetisch zu bezeichnen.
Erst als 1623 mit Urban VIII. ein Freund Galileis zum Papst gewählt wird, traut sich der Forscher wieder aus der Deckung. Aber Urban ist nicht zu überzeugen. Dann erscheint 1631 Galileis "Dialog über die zwei hauptsächlichen Weltsysteme", in dem der geistig beschränkte Gegner des kopernikanischen Modells deutlich als Urban zu erkennen ist. 1633 lässt der Papst seinen einstigen Freund wegen Ketzerei in einem Bußgewand auf einem Maultier vor die Heilige Inquisition bringen. Galilei muss abschwören. Der trotzige Satz "Und sie bewegt sich doch!", der nach der Abschwörung gefallen sein soll, ist wohl Legende.
Galilei wird zu Kerker verurteilt, die Haft später in Hausarrest umgewandelt. In den letzten Jahren seines Lebens darf der Forscher seine physikalischen Arbeiten mit dem Segen der Kirche noch einmal in den "Discorsi" zusammenfassen. Galilei stirbt, krank und fast erblindet, am 8. Januar 1642 in Arcetri.
Stand: 08.01.2012
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