Mit der Produktpalette seines Vaters ist Eugen Märklin schon als Kind unzufrieden. Vor allem Puppenküchen stellt der Spielzeug-Fabrikant in Göppingen her. Eugen Märklin hingegen will Spielzeug für Väter und Söhne machen. Als der Vater stirbt und er die Firma 1888 gemeinsam mit seinem Bruder Karl als "Gebr. Märklin" von der Mutter übernimmt, stellt er sich mit Feuereifer in den Dienst der Sache.
Als 30-Jähriger erfindet Märklin die Modelleisenbahn. Das neue Spielzeug wird sofort ein Hit und trägt die Technikbegeisterung des ausgehenden 19. Jahrhunderts in die bürgerlichen Wohnstuben.
Zug mit Schlüssel
Geboren wird Märklin am 22. Dezember 1861 in Göppingen. Gemeinsam mit seinem Bruder bringt er die "Gebr. Märklin" durch geschickte Firmenpolitik und kluge Expansion ganz nach oben. 1891 präsentiert er auf der Frühjahresmesse in Leipzig seine erste Lokomotive, die noch mit einem Schlüssel aufgezogen werden muss. Drei mal so groß wie heutige Eisenbahnen, fährt sie schon bald auf ihrer Schienen-Acht unter den Weihnachtsbäumen. Mutter Carolin Märklin kümmert sich derweil als eine der ersten weiblichen Handlungsreisenden in Süddeutschland und der Schweiz um die Vermarktung.
1895 präsentiert das Unternehmen seine ersten mit Dampf und Strom betriebenen Spielzeugeisenbahnen. Ab 1914 stehen auch Spielzeugbaukästen mit Metallteilen auf dem Programm. 1935 produziert Märklin erstmals Eisenbahnen mit der legendären Spurweite H0. Zu dieser Zeit ist Eugen Märklins Sohn Fritz bereits in das Unternehmen eingestiegen.
Vor allem Frauen schrauben
Eugen Märklin stirbt 1947 in Göppingen – und hinterlässt ein Jahrzehnte lang florierendes Geschäft. 2009 allerdings ist das Traditionsunternehmen zahlungsunfähig: Es sucht noch immer einen Käufer, steht aber wieder auf einer soliden Grundlage. Kurzzeitig wird die Produktion nach Fernost ausgelagert, findet aber inzwischen aus Quaitätsgründen wieder in Deutschland – und in Ungarn – statt.
Heute beschäftigt Märklin rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Modelleisenbahnen des Unternehmens, die aus bis zu 200 Einzelteilen bestehen, werden dabei immer noch vor allem von Frauen zusammengeschraubt.
Stand: 22.12.2011
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