Anfang der 70er Jahre sucht Nino Rota nach einem geeigneten Motiv für seine Filmmusik zu Francis Ford Coppolas Mafia-Epos "Der Pate" (1972). Da erinnert er sich daran, vor 15 Jahren einen kleinen Marsch für "Fortunella" - ein Kinodrama um ein Mädchen aus den Elendsvierteln von Rom - komponiert zu haben: "Ich legte ihn langsamer, romantischer an und bemerkte, dass es sehr gut passte", wird er sich später erinnern.
"Fortunella"-Produzent Dino De Laurentiis zieht den Komponisten anschließend wegen Rechteverletzung vor Gericht. Da aber die Streithähne ihre Verträge nicht wiederfinden können, löst sich der Streit in Luft auf.
Wohnen im Konservatorium
Nino Rota wird am 3. Dezember 1911 als Spross einer Musikerfamilie in Mailand geboren. Schon früh gilt er als Wunderkind; mit acht Jahren beginnt er zu komponieren und dirigiert vier Jahre später sein erstes Oratorium. Ab 1923 studiert Rota Musik in Mailand und Rom und später mit einem Stipendium Dirigieren und Komposition in Philadelphia; hier wird er vor allem durch die Musik von Aaron Copland, Samuel Barber und George Gershwin beeinflusst. 1932 kehrt er mit dem Wunsch nach Italien zurück, ein "klassischer Komponist" zu werden.
Aber die traditionalistischen Werke Rotas stoßen bei Publikum und Kritik auf wenig Resonanz. Ab 1933 sieht er sich deshalb gezwungen, Filmmusik zu komponieren. Sechs Jahre später erhält er eine Professur am Konservatorium im süditalienischen Bari, das er später als Direktor leitet. Auch nach seinem Erfolg als Filmkomponist wird er im Konservatorium ein bescheidenes Zimmer mit kleinem Bad bewohnen, um ununterbrochem von Musik umgeben zu sein.
Der "Engel der Musik"
Bekannt und berühmt wird Rotas Filmmusik in den 40er Jahren. Danach arbeitet er für King Vidors Großproduktion "Krieg und Frieden" (1956) ebenso wie für "Der Leopard" (1963) von Luchino Visconti, einem Regisseur, dem die Art Rotas, im Stil des 19. Jahrhunderts zu komponieren, gefällt. Federico Fellini nennt Rota einmal den "Engel der Musik".
Manchmal komponiert Rota jeden Monat eine neue Filmmusik. Am Ende werden es fast 150 Soundtracks sein. Besonders zugute kommt ihm dabei, dass er die Wünsche der Regisseure quasi über Nacht umzusetzen versteht.
Für die Filmmusik zum "Paten" wird Rota für einen Oscar nominiert. Nachdem bekannt wird, dass es sich dabei nicht um eine Originalmusik, sondern um eine Variante einer früheren Komposition handelt, zieht die Oscar-Akademie ihre Nominierung allerdings wieder zurück. Dem Erfolg der eilends herausgebrachten Langspielplatte indes tut dies keinen Abbruch.
1975 dann erhält Rota den Oscar für die beste Filmmusik für "Der Pate II". Er stirbt 1979 in Rom.
Stand: 03.12.2011
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Dezember 2011 ebenfalls an Nino Rota. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.