Im Nachkriegsdeutschland ist für Gesundheit nicht viel Platz. Nicht nur, dass die Menschen hungern: Dem Bombenhagel der Alliierten sind auch Sportarenen und Turnhallen zum Opfer gefallen. Organisierte Ertüchtigung tut da dringlich Not – eine organisierte Ertüchtigung allerdings, die sich im Gegensatz zur Leibesertüchtigung im Nationalsozialismus nicht mehr politisch instrumentalisieren lassen will.
Mit "Trimmi" zum Erfolg
Am 10. Dezember 1955 schließt sich der Deutsche Sportbund (DSB) im Rathaus von Hannover unter der Leitung seines Gründungspräsidenten Willy Daume zusammen. Ziel ist unter anderem der Aufbau einer sportiven Infrastruktur. Um die träge Masse möglichst sanft zu körperlicher Betätigung zu ermahnen, wollen die Verantwortlichen die Latte des Anspruchs tiefer hängen. "Erziehung statt Rekord!", lautet die Devise. Jeder soll sich demokratisch recken, strecken, beugen dürfen. Als Richtschnur dient ein gesundes Mittelmaß.
In den siebziger Jahren wird das kleinwüchsige, leicht untersetzte Trimm-Dich-Männchen "Trimmi" zur Ikone des Breitensports. Trimm-Dich-Pfade kommen in Mode, Moderator Frank Elstner setzt sich an die Spitze der Bewegung. "Wetten, dass sie jetzt alle laufen gehen?", ruft der TV-Star seinem lachenden Publikum in Shorts und Rippenhemd entgegen – um dann gleich im ernsten Ton fortzufahren: "Die Älteren unter ihnen, die sich nicht ganz fit fühlen, sollen auch mal eine Pause machen, ein bisschen schnaufen!"
Talentsuche und Nachwuchsförderung
Die Gründung des Turn- und Sportbundes der DDR 1957 allerdings stellt den Grundsatz einer Förderung des Durchschnitts beim DSB auf eine harte Probe. Denn bei Olympischen Spielen und anderen Wettkämpfen stehen immer wieder vor allem Ausnahmeathleten auf dem Siegertreppchen, die sich im real existierenden Sozialismus mit diversen Mitteln haben stählen lassen.
Den überlegenen Gegner vor Augen beschließt der Deutsche Sportbund, sich verstärkt auch um Talentsuche und Nachwuchsförderung zu kümmern. Trotzdem bleibt er seiner demokratischen Devise treu. Und er hat Erfolg damit: Selbst in Zeiten einsamer Single-Jogger sind weiterhin rund 27 Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Sportvereinen organisiert.
Stand: 10.12.2005