Betten im Hospitalschiff "Helgoland"

Stichtag

14. September 1966 – Hospitalschiff "Helgoland" erreicht Saigon

Im November 1966 kommen die ersten Verwundeten des Vietnamkriegs auf das deutsche Hospitalschiff "Helgoland". Da steht die Besatzung vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) zum ersten Mal "völlig erschüttert neben den Tragen", wie sich eine Krankenschwester später erinnert: "Wir haben erst einmal geweint."

"Da habe ich erlebt, dass unser Chirurg mit nassem OP-Anzug herauskam", betont auch Manfred Blum, der knapp ein Jahr lang DRK-Verwaltungsleiter auf der "Helgoland" ist und dabei auch die Ankunft vieler verstümmelter Kinder erlebt. "Und wenn ich fragte: 'Was ist denn los?', sagte er: 'Es ist so schlimm, man kann es fast nicht ertragen. Man arbeitet, und wenn ein Patient den OP-Tisch verlässt, bleiben drei Gliedmaßen zurück'".

Technik auf Kreiskrankenhaus-Niveau

Um den Opfern des Vietnamkrieges zu helfen, schickt die Bundesregierung die "Helgoland" nach Saigon. Gesundheitsministerin Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) übergibt das knapp 92 Meter lange und 14,5 Meter breite Schiff mit seinen rund 150 Krankenbetten und diversen Operations-, Röntgen- und Laborsälen im Hamburger Hafen an das DRK. Am 14. September 1966 erreicht das Hospitalschiff unbehelligt die vietnamesische Hauptstadt, bevor es im zentralvietnamesischen Danang vor Anker geht. Dort liegt es die meiste Zeit auf See, um der Kriegsgefahr auszuweichen.

Damals ist der politisch einflussreiche buddhistische Mönch und Schriftsteller Thich Nhat Hanh vom Erfolg der Mission keineswegs überzeugt: "Viele Vietnamesen wissen nicht, dass überhaupt ein solches Schiff geschickt wird", sagt er 1966 in einem Beitrag des WDR-Magazins "Monitor". "Darüber hinaus werden nur die Menschen davon einen Nutzen haben, die in den großen Städten wohnen."

Schon bald sehen viele Vietnamesen das anders. "Wir fuhren den Danang-Fluss herunter in die Bucht", erinnert sich Manfred Blum. "Viele Menschen haben dann immer wieder gesagt: 'Da fährt das weiße Schiff der Hoffnung'."

Lazarett und Leichenkammer

Bis Ende 1971 werden in den Krankenbetten an Bord der "Helgoland" etwa 11.000 Verletzte gepflegt. 200.000 erhalten ambulante Hilfe. Insgesamt versehen 54 Ärzte und 160 Pflegekräfte auf dem Hospitalschiff ihren Dienst. Für die über 600 Menschen, die an Bord der "Helgoland" sterben, gibt es eine eigene Leichenkammer. Anfang 1972 wird das schwimmende Lazarett durch ein Krankenhaus der Malteser an Land ersetzt.

Stand: 14.09.2011

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