Niemand weiß so recht, wann der Mensch darauf verfällt, das Tierfell abzustreifen und sich seine Bekleidung mit Hilfe zweier Nadeln aus einem Wollfaden zusammenzustricken. Textilwissenschaftler gehen aufgrund frühester Funde vom zweiten oder dritten Jahrhundert vor Christus aus, aber auch das ist nicht sicher. Vielleicht sind ältere Zeugnisse einfach verloren gegangen. Denn das feine Strickgewebe ist naturgemäß nicht sonderlich haltbar: Eine Laufmasche genügt, und es ist für die Nachwelt verloren.
Bestrickendes Ergebnis
Fest steht indes, dass Strickwaren schon bald zur Handelsware werden. Der Umgang mit Wolle und Nadeln ist zunächst Handwerk, also reine Männersache. Offenbar ist Stricken damals lukrativer als manch andere Form des Broterwerbs. So soll eine Verordnung der Überlieferung zufolge britischen Männern verboten haben, während der Feldarbeit zu stricken. Erst als sich damit nicht mehr viel verdienen lässt, wird Stricken Frauenhobby.
Eine dieser Frauen ist die Britin Gwen Matthewman. Am 29. September 1980 gelingt es ihr, in "Phildar's Woll-Laden" in Leeds 111 Maschen pro Minute zu verstricken – das ist schneller als jeder vorher dokumentierte Versuch. Das Ereignis wird als Weltrekord verbürgt und im "Guinnessbuch der Rekorde"schriftlich festgehalten.
Das Geheimnis ist die Technik
Inzwischen ist auch Matthewmans damals bestrickender Weltrekord Geschichte. Heute wird er laut "Guinnessbuch der Rekorde" von der Niederländerin Miriam Tegels gehalten, die ihre Vorgängerin um ganze sieben Maschen überbietet. Damit ist die Schallmauer von zwei Maschen pro Sekunde fast erreicht.
Das Geheimnis ihres Erfolges führt Tegels auf eine besonders ausgefeilte Technik zurück. Deren Besonderheit liegt nach Auskunft der Schnellstrickerin darin begründet, "dass ich nur ganz kleine Bewegungen mit den Fingern mache und auch andere Gelenke nicht belaste."
Stand: 29.09.10