In Finnland sind die Mumins überall: Den nilpferdartigen Trollen kann man hier nicht entgehen. Am Flughafen von Helsinki begrüßen sie als Stofftier Neuankömmlinge, in Tampere ist ihnen ein Museum gewidmet, in Naantali gibt es einen großen Mumin-Freizeitpark. Dabei sind die Mumins eigentlich sehr menschenscheue Wesen, die in ihrem eigenen Kosmos leben.
Ihre Schöpferin Tove Jansson wird am 9. August 1914 in Helsinki geboren. Ihre Mutter, der ruhende Pol der fünfköpfigen Familie, ist Grafikerin, ihr Vater ein exzentrischer Bildhauer, der selten zuhause ist. Den bunt-chaotischen Haushalt ihrer Kindertage sowie das Sommerhäuschen der Familie am Meer werden später zur Vorlage für die Mumin-Welt: Der Mumin-Vater reist öfters in die Ferne, um Abenteuer zu erleben, während sich die Mutter liebevoll um die vielen, teils skurrilen Gäste des Hauses kümmert: "Vater und Mutter Mumin stellten dann einfach neue Bettchen auf und vergrößerten den Esstisch." - heißt es in einem von Janssons Büchern, und weiter: "Man tat das, wozu man gerade Lust hatte und sorgte sich selten für den nächsten Tag. Es geschahen manchmal wohl aufregende und schreckliche Dinge, aber man kannte keine Langeweile."
Nach einem Studium der Malerei in Helsinki, Paris und Florenz kehrt Jansson 1938 nach Finnland zurück und verdient sich ihr Geld mit politischen Karikaturen von Adolf Hitler, die sie für heimische Zeitungen erstellt. Nebenbei macht sie sich in Kunstkreisen einen ersten Namen als Malerin. Bereits auf ihren frühen Bildern tauchen am Rande erstmals ihre nilpferdartigen Trolle auf. 1945 spielen sie in ihrem Buch "Mumins lange Reise" erstmals die Hauptrolle.
Dort entwirft Jansson eine von ihr selbst illustrierte Fantasie-Welt, deren Figuren in einem von Bergen und Meer umgebenen Tal angesiedelt ist. Hier leben die witzig-versponnenen Bewohner in den Tag: Vater, Mutter und Sohn Mumin, spargelähnliche Gespensterwesen und der ordnungsfanatische Hemul, der immer wieder ein anderer sein will, ohne je aus seiner Haut heraus zu können. Häufig wird die Idylle von Kometen und Unwettern bedroht: Naturkatastrophen, mit denen die Autorin ihre Kriegsangst zu verarbeiten versucht. Sich selbst porträtiert Jansson im einsamen Wanderer Mumrik mit seiner Mundharmonika, der seine Freiheit über alles liebt - und es gleichzeitig nicht erträgt, wenn der Mumin-Freund unter seinem Unabhängigkeitsstreben leiden muss.
Bis 1970 schreibt Jansson insgesamt neun Mumin-Bücher, die letzten drei immer mehr auch für Erwachsene, da sie zunehmend aus der psychologischen Innenperspektive der Figuren verfasst sind. Ihr Werk wird in 40 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter auch 1966 mit dem Hans Christian Andersen-Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Trotzdem bleibt Jansson bescheiden. Die meiste Zeit lebt die Autorin mit ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä in einer selbstgezimmerten Hütte auf einer winzigen Schäreninsel. Sie stirbt kurz vor ihrem 87. Geburtstag 2001 in Helsinki.
Stand: 09.08.09