Stichtag

18. Januar 2008 - Vor 220 Jahren: Erster Sträflingstransport erreicht Australien

Am 13. Mai 1787 stechen vom englischen Hafen Portsmouth aus elf Schiffe in See. An Bord sind neben Häftlingen, Soldaten, Beamten und Kaufleuten auch Kühe, Pferde, Nutzpflanzen, Werkzeuge - und ein Klavier, das ein Offizier an Bord schmuggeln konnte. Acht Monate lang sind die Schiffe unterwegs. In der qualvollen Enge, bei Stürmen, schlechter Ernährung und miserabler Gesundheitsversorgung sterben auf der Überfahrt 32 Passagiere. Am 18. Januar 1788 erreichen die Segler schließlich die Bucht des heutigen Sydney.

Dieser erste Häftlingstransport von England nach Australien ist für die britischen Behörden nötig geworden, weil sie ihre Verurteilten nicht mehr nach Amerika verbannen können. Im Jahr 1776 haben die britischen Kolonien in Nordamerika ihre Unabhängigkeit als USA erklärt. Das britische Empire verliert mit den Kolonien auch seinen bisher bevorzugten Verbannungsort für Sträflinge. Als Ersatz wählen die Briten das Land am anderen Ende der Welt, das James Cook erst 1770 als erster Europäer entdeckt hatte: Australien, der einzige Erdteil, der bisher von Weißen noch nicht besiedelt wurde.

Insgesamt gehen im Januar 1788 etwa 1.500 Menschen an Land, darunter auch Frauen und Kinder der Wachmannschaft. 759 Sträflinge müssen an der felsigen, dicht bewaldeten Küste eine erste Siedlung errichten. Die Ureinwohner der Gegend werden bald vertrieben, ermordet oder versklavt. Mit der Zeit treffen immer neue Häftlings-Transporte ein. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts werden mehr als 160.000 Menschen auf diese Weise deportiert. Den meisten fehlt nach Verbüßung ihrer Verbannungszeit das Geld, in die Heimat zurückzukehren. So werden aus Sträflingen Siedler - und aus Ausgestoßenen der Herkunfts-Adel einer neuen Gesellschaft. Denn viele weiße Australier sind bis heute stolz, von den ersten unfreiwilligen Kolonisten abzustammen.

Stand: 18.01.08