Stichtag

22. Januar 2007 - Vor 55 Jahren: Todestag des Echolot-Erfinders Alexander Behm

Nilschiffer im alten Ägypten taten es, Kolumbus und Magellan taten es, und die ersten Dampferkapitäne taten es immer noch. Jahrtausende hindurch maßen sie alle die Wassertiefe unter dem Kiel ihrer Schiffe mittels eines Bleilots an einer langen Leine. Erst ein Gedankenblitz von Alexander Behm revolutioniert das uralte Verfahren. Schon als Kind stellt der 1880 in Mecklenburg geborene Physiker beim Spielen erstaunt fest, dass Wasser den Schall besser und schneller leitet als Luft. 25 Jahre später, inzwischen als Leiter einer physikalisch-technischen Versuchsanstalt in Wien tätig, erfährt Behm vom Untergang der Titanic nach der Kollision mit einem Eisberg - und hat die zündende Idee. Er setzt sich an die Schreibmaschine und entwirft das Patent für eine "Einrichtung zur Messung von Meerestiefen und Entfernungen und Richtungen von Schiffen oder Hindernissen mit Hilfe reflektierter Schallwellen". Es ist die Geburtsstunde des Echolots.
Um seine Erfindung zu erproben, zieht Behm nach Kiel, kauft ein altes Kanonenboot und baut es zu einem schwimmenden Labor um. Da es noch keine Verstärker gibt, ist er gezwungen, Schallwellen von erheblicher Lautstärke Richtung Meeresgrund zu schicken. Nur dann kann überhaupt ein reflektiertes Signal wieder aufgefangen werden. Behm greift zur naheliegendsten Methode. Mit einer Waffe schießt er kurzerhand alle paar Sekunden ins Wasser. Das Verfahren wird dann tatsächlich auf Schiffen eingesetzt, zerrt aber auf Dauer doch zu sehr an den Nerven von Besatzung und Passagieren. Behm muss sich eine leisere Methode ausdenken. Er konstruiert ein neues Gerät, das nicht mehr die Stärke des reflektierten Schalls misst, sondern die Zeit, die das Signal bis zur Rückkehr vom Meeresboden braucht. Eine einfache Rechenaufgabe, denn für 1.500 Meter benötigt der Schall unter Wasser genau eine Sekunde.

Der neue Wunderkasten macht als "Behmlot" schnell Karriere und wird nicht nur in der Schifffahrt eingesetzt, sondern auch in Zeppelinen zur Ermittlung der Flughöhe. 1920 gründet Alexander Behm in Kiel die Behm-Echolot-Fabrik und wird für seine Verdienste mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Als das Nazi-Regime ihn zwingen will, seine Arbeit in den Dienst der U-Boot-Flotte zu stellen, zieht sich Behm aus dem Geschäft zurück und forscht privat in einer kleinen Fischerhütte im schleswig-holsteinischen Tarp weiter. Von dort verfolgt er, wie mit seiner Erfindung U-Boote nach feindlichen Zerstören fahnden. Und er registriert stolz, wie die ersten Reliefkarten des atlantischen Meeresbodens erstellt werden. Auf Grund dieser Daten entwickeln Wissenschaftler nach dem Krieg die Theorie der Plattentektonik, wonach die Kontinente wie Eisschollen auf dem zähflüssigen Erdmantel schwimmen. Doch diesen Quantensprung für die Geologie, den erst das Echolot ermöglichte, erlebt sein Erfinder nicht mehr. Alexander Behm stirbt am 22. Januar 1952 im Alter von 71 Jahren und wird nahe seiner Fischerhütte in der Gemeinde Tarp beerdigt.

Stand: 22.01.07