Verwanzte Botschaften sind während des Kalten Krieges fast schon Normalität. Nicht dass der Ostblock westliche Diplomaten mit Insekten plagt. Aber der Drang der Geheimdienste nach O-Tönen des Gegners führt dazu, dass die USA zwischen 1949 und 1965 über 130 Abhöranlagen aus ihren Vertretungen im Ostblock entfernen müssen. Die Wanzen-Prüfung ist also eigentlich Routine.
So denkt man wohl auch beim CIA bis zur Blamage vom 19. Mai 1964. An diesem Tag muss die US-Botschaft in Moskau den Fund von genau vierzig Mikrofonen in ihrem Gebäude bekannt geben. Ein sowjetischer Überläufer gab den Hinweis. Daraufhin stemmt man die Wände in den obersten Stockwerken der Botschaft auf. 20 bis 25 Zentimeter unter dem Putz kommen die Abhöranlagen zum Vorschein. Sie sind inzwischen völlig veraltet, denn sie stammen noch aus Stalins Zeiten. 1953, bevor die amerikanischen Diplomaten einzogen, wurde das Gebäude renoviert - und präpariert. Elf Jahre hatte der KGB sein Ohr ganz nah bei den Amerikanern. Die beeilen sich mit der Erklärung, man habe wichtige und geheime Dinge nur in abhörsicheren Räumen besprochen.
Außerdem überreicht man den Sowjets eine Protestnote. Die Antwort des sowjetischen stellvertretenden Außenministers Kusnetzow: Er werde der Sache nachgehen. Die Amerikaner gehen den Abhörleitungen durch den Außenputz ihres Gebäudes nach, bis sie die Grenze ihres Grundstücks erreichen.
Stand: 19.05.04