Als Jean-Bedel Bokassa sich 1966 in der Zentralafrikanischen Republik an die Macht putscht, gehört er zu den am besten ausgebildeten Militärs des Kontinents. 20 Jahre lang hat er in der Armee des einstigen Kolonialherrn Frankreich Karriere gemacht, ist zum Mitglied der Ehrenlegion und Träger höchster militärischer Orden aufgestiegen. Kaum an der Macht, beginnt General Bokassa mit der brutalen Unterdrückung jeglicher Opposition und der hemmungslosen Ausbeutung des bitterarmen, aber an Bodenschätzen reichen Landes. Er ernennt sich zum Präsidenten auf Lebenszeit, einzigen Minister für alle Ressorts, zum "Obersten Bauern" und 1970 gar zum "Großmeister der internationalen Ritterbruderschaft der Briefmarkensammler". Schließlich verliert der glühende Napoleon-Verehrer jegliche Bodenhaftung und kündigt seine Krönung zum Kaiser der Zentralafrikanischen Republik an.
Die am 4. Dezember 1977 in der Hauptstadt Bangui veranstaltete Krönungszeremonie übertrifft alles, was das an bizarrem Potentatengehabe wahrlich nicht arme Afrika je erlebt hat. Aus Paris lässt Bokassa 100 Tonnen Feuerwerkskörper, 1,5 Tonnen Orden und 5.100 Galauniformen einfliegen; dazu eine Großraummaschine mit Blumen, Staatskarossen und 35 Pferden. Die kaiserliche Krone kann die Diamantenfülle kaum fassen. Die mit den Insignien Napoleons bestickte Schleppe aus Purpur und Hermelin ist zehn Meter lang und Bokassas Adlerthron hat eine Spannweite von fast vier Metern. Finanziert wird der rund 30 Millionen Dollar teure Cäsaren-Wahn von Bokassas Schutzmacht Frankreich. Präsident Giscard d'Estaing vermacht seinem treuen Vasallen und Jagdgefährten sogar ein Schwert Napoleons.
Die Terror-Monarchie Kaiser Bokassas I. dauert nur zwei Jahre. Um seine Herrschaft über das völlig ausgeblutete Volk zu wahren, schreckt der schwarze Monarch sogar vor Massakern an Schulkindern nicht zurück. Schließlich sieht sich selbst Frankreich genötigt, den von aller Welt boykottierten und "völlig durchgeknallten" Bokassa, so der Berliner Afrika-Historiker Andreas Eckert, fallenzulassen. Im September 1979 wird Bokassa von seinem Vorgänger und Cousin David Dacko für abgesetzt erklärt. Nach sieben Jahren Exil kehrt der Ex-Diktator - trotz eines in Abwesenheit verhängten Todesurteils - in die Zentralafrikanische Republik zurück. In einem spektakulären Tribunal wird das Todesurteil 1987 zunächst bestätigt, dann in Zwangsarbeit umgewandelt. 1993 kommt Bokassa durch eine Generalamnestie frei. Drei Jahre lang bezieht der ehemalige Kaiser noch eine Kriegsveteranenrente des französischen Staates. Als Jean-Bedel Bokassa am 3. November 1996 in Bangui stirbt, hinterlässt er - konservativ geschätzt - mindestens 40 Kinder von 19 Ehefrauen.
Stand: 04.12.07