Stichtag

29. September 2004 - Vor 175 Jahren: Dienstbeginn bei Scotland Yard

Mister Bucket arbeitet dort, ebenso Richard Jury, Thomas Lynley und Barabara Havers oder Adam Daglish. Die berühmten Ermittler in den Detektivromanen von Charles Dickens, Elizabeth George, P.D. James, Martha Grimes und vielen anderen verdienen ihr Geld bei Scotland Yard, der legendären Londoner Polizei. Benannt ist die Metropolitan Police Force, so der offizielle Name, nach ihrem ersten Quartier, das an eine Residenz der schottischen Könige in London grenzte. Am 29. September 1829 schwärmen die ersten "Constables" aus, um die Straßen der Millionenmetropole sicherer zu machen. Schon bald heißen sie "Bobbys" oder "Peeler" nach ihrem "Erfinder", dem Innenminister und späteren Premier Robert Peel.

Die blau gekleideten Beamten mit Zylinder - den typischen Bobby-Helm tragen sie erst Jahrzehnte später - werden zunächst argwöhnisch beäugt. Sogar eine "Vereinigung zur Abschaffung der Polizei" wird gegründet. Groß ist die Furcht vor einem Spitzelnetz, wie es in Frankreich aufgebaut wurde. Doch mit der Zeit wird der "Bobby" zum Inbegriff des höflichen, respektvollen und respektierten Polizisten, der ohne Schießeisen auskommt. Die Kriminalabteilung von Scotland Yard gilt als besonders fortschrittlich: Sie nutzt als erstes Fingerabdrücke zur Überführung von Bösewichtern und die Telegrafie zur Fahndung, was die Verhaftung des legendären Mörders Dr. Crippen ermöglicht. Das erste gerichtsmedizinische Labor gibt es bei der Londoner Polizeitruppe, und als erste Ordnungshüter nutzen die Mitarbeiter von Scotland Yard Computer. Fehlschläge gehören allerdings auch zur Geschichte der Polizeitruppe: So gelang es den Staats-Detektiven nicht, Jack the Ripper zu fassen, der am Ende des 19. Jahrhunderts sechs Prostituierte bestialisch ermordete. In den 1970er Jahren kratzt ein gigantischer Korruptionsskandal am Image der Vorzeigepolizei. Hunderte Beamte müssen gehen, etliche werden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. 1999 bescheinigt eine Untersuchungskommission der Polizeitruppe gar, sie sei mit "bösartigem institutionellem Rassismus" durchsetzt.
Eine Reform soll Scotland Yard bis zum Jahr 2006 in ein britisches FBI verwandeln. Schon heute ist die Zuständigkeit der 30.000 Beamten nicht mehr auf den Großraum von London beschränkt, wenn es um schwere Finanz- und Drogendelikte, die Sicherheit des Königshauses oder Terrorismusabwehr geht. Auch Waffen tragen inzwischen einige Bobbys - wenn sie in heikler Mission unterwegs sind.

Stand: 29.09.04