Stichtag

13. März 1786 - "Älteste Sparkasse" in Detmold gegründet

Den Bewohnern des Fürstentums Lippe geht es zur Mitte des 18. Jahrhunderts schlecht. Vor allem die Spätfolgen des Siebenjährigen Krieges wirken im Land noch nach, "Unsere Äcker tragen immer weniger", schreibt der Prinzenerzieher der Detmolder Grafenfamilie in einer Notschrift, die Gräfin Casimire an ihre Untertanen verteilen lässt. "Es fehlt an Pferden, Rindvieh, Samen und Ackergeräten; Haus und Kleid sind baufällig und zerrissen, Krankheit, Kummer und Elend wohnen in unserem Herzen."


Casimires Ehemann Simon August will politische Konsequenzen. Er fordert die Regierung auf, ihre Beamten darauf zu verpflichten, "die Ursachen der Verarmung unserer Unterthanen auf dem Lande zu berichten und vorzuschlagen, wie ihnen aufgeholfen werden könne."

Ersatz des Sparstrumpfs

Die Hauptursache der zunehmenden Verarmung ist, neben den immer schlechteren Ernten, der Umgang mit dem lieben Geld. Denn die Bauern legen das mühsam Ersparte in den heimischen Sparstrumpf oder in Verstecke im Keller, um es dann dem Sohn auf dem Totenbett zu vermachen: "mit der ernstlichen Ermahnung, dass es diesem ebenso unnütz sein soll, wie es ihm gewesen ist", wie ein Zeitgenosse spottet. Knechte, Mägde und Wanderarbeiter machen es mit ihren Ersparnissen ebenso.


Zur Besserung dieses Zustands gründet die Detmolder Regierung mit Unterstützung der Kirche, des Adels und der Bürger am 13. März 1786 die "Lippische Leihekasse" – und damit die vermutlich älteste noch bestehende Sparkasse Deutschlands. Mit ihr sollen auch die "minder Bemittelten" ermuntert werden, ihre Ersparnisse mit gutem Zins von vier Prozent sicher anzulegen. Die Hilfe zur Selbsthilfe hat Erfolg: Bald gibt es in ganz Deutschland Sparkassen für Jedermann, die ihr Geschäft direkt vor Ort in der Heimatregion betreiben und allen Kunden durch ein reich verzweigtes Filialnetz überall Bankdienstleistungen versprechen.

Erfinderische Geizkragen

Vielleicht konnte die älteste noch existierende Sparkasse Deutschlands wirklich nirgendwo anders entstehen als im sparsamen Lipperland. Denn hier macht die Not besonders erfinderisch, zumindest der Legende nach. Eine heimische Anekdote erzählt von der Erfindung des Kupferdrahts durch einen geizigen Mann aus Lippe. Beim Nachdenken darüber, wofür er einen Kupferpfennig ausgeben solle, soll dieser das Geldstück so lange in der Tasche gedreht haben, bis daraus der Draht gesponnen war.

Stand: 13.03.2011

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