Drei Männer mit Vespa-Roller

Stichtag

23. April 1946 - Enrico Piaggio meldet "Vespa" zum Patent an

Italien in der Nachkriegszeit. Die Wirtschaft liegt am Boden, aber das Land hat große Lust, neu anzufangen. Hinter Italien liegen 20 Jahre Faschismus, in denen sich die Menschen nicht frei bewegen konnten. Nun fehlt das richtige Fortbewegungsmittel. Das Fahrrad ist zu langsam, das Auto zu teuer, das Motorrad zu kompliziert.

Italien braucht ein schnelles, günstiges und einfach handhabbares Mittel zur Mobilität. Da kommen die Motorroller der Marke "Vespa" ("Wespe") von Enrico Piaggio gerade recht.

Gepresst aus einem Stück

Für Piaggio persönlich wird die Idee des Motorrollers eher aus wirtschaftlicher Not geboren. Der Besitzer einer Flugzeugfabrik in Pontedera sucht nach einer effizienten Möglichkeit, seinen lange Zeit auf Kriegsmaterial spezialisierten Betrieb wieder nutzbar zu machen. Da kommen ihm die kleinen, motorisierten Roller mit Sattel aus den USA in den Sinn.

Um eigene Motorroller zu produzieren, gewinnt Piaggio den Flugzeugingenieur und Hubschrauber-Erfinder Corradino D'Ascanio. Der verfällt beim Gang durch die ausgebombte Fabrik auf den Gedanken, mit den wenigen noch funktionierenden Pressen eine freitragende Karosserie aus Stahlblech zu formen, die alle technisch notwendigen Teile des neuen Gefährts zusammenhält. Heraus kommt ein futuristisch-positiv anmutendes Produkt, das versucht, amerikanische Designvorstellungen auf Italien zu übertragen.

Kultobjekt mit Beinfreiheit

Wegen der schlanken Eleganz des Entwurfs nennt Piaggio den neuen Roller "Vespa". Am 23. April 1946 meldet er den Namen zum Patent an. Das 60 Stundenkilometer schnelle Fahrzeug mit seiner langen Sitzbank, dessen Beinfreiheit auch Frauen gestattet, trotz Röcken elegant aufzusteigen, wird schnell zum Inbegriff der neuen italienischen Lebensart. In den fünfziger Jahren avanciert die Vespa zum Kultobjekt. Fotomodelle und Diven wie Sophia Loren oder Gina Lollobrigida posieren auf Rollern mit viel Chrom, Audrey Hepburn und Gregory Peck brausen in "Ein Herz und Eine Krone" (1953) damit durch Rom.

Mehr als zehn Millionen Vespas hat die Firma Piaggio bis heute verkauft. Inzwischen ist der Konzern an der Börse notiert, 7.000 Mitarbeiter sind für die Produktion verantwortlich. Trotz großer Konkurrenz aus Fernost ist er europaweit Weltmarktführer im Bereich der Motorroller.

Stand: 23.04.2011

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