Ende des 19. Jahrhunderts hat die Familie Bat'a 8.000 Zloty Schulden. Gerade hat sie ihre Schuhfabrik gegründet, jetzt fehlt das Geld für Leder. Da macht Tomáš Bat'a aus der Not eine Tugend und beschließt, Schuhwerk aus dem zu produzieren, was vorhanden ist. So entstehen Bat'as erste Leinenschuhe – der Hit des kommenden Jahrhunderts.
Mit den ersten Exemplaren im Gepäck reist Bat'a nach Wien und kommt schon nach einem Tag mit tausenden Bestellungen nach Hause. Die Fabrik der Familie ist gerettet und saniert.
Schuhe für Soldaten
Geboren wird Bat'a am 3. April 1876 in Mähren. Seine Vorfahren sind Schuster: ein Handwerk, das auch er erlernt. Aber Bat'a will mehr. 1896 eröffnet er gemeinsam mit seinen Geschwistern im Städtchen Zlin seine erste Schuhfabrik mit zehn Arbeitern und 40 Heimkräften. Rund vier Jahre später ist die Belegschaft bereits auf 120 Schuhmacher angestiegen. Zwei Dampfmaschinen sorgen für die nötige Energie, Eisenbahnen bringen die Produkte in die Welt.
Während des Ersten Weltkriegs versorgt Bat'as Fabrik die Hälfte der österreich-ungarischen Armee mit Schuhwerk. In den dreißiger Jahren hat er Produktionsstätten in Amerika, Asien und Europa.
144.000 Schuhe täglich
Von Anfang an setzt Bat'a auf die maschinelle Rationalisierung der Produktion. Auf USA-Reisen besucht er die Fabriken von Henry Ford und bringt das Fließband mit in die Heimat. Wenn ein Arbeiter das Tempo nicht mithalten kann und das Band anhält, leuchtet an der Wand eine rote Lampe auf. So weiß die ganze Abteilung, dass die Produktion unterbrochen ist – und wer dafür die Verantwortung trägt.
Für seine Arbeiter lässt Bat'a Häuser mit streng genormtem Grundriss bauen. Für den Nachwuchs in seinen Fabriken unterhält er eigene Kindergärten und Schulen. Zudem gehören ihm zwei Zeitungen, der Sportplatz, ein Hotel und das größte Kino Mitteleuropas. Bat'a macht Zlin zu einer reichen Stadt. 1923 wählen ihn die Bewohner zu ihrem Bürgermeister.
Tod am Schornstein
1932 produziert Bat'a 144.000 Schuhe täglich. Im selben Jahr besteigt er auf seinem Privatflughafen in Oktrovice sein Flugzeug. Es herrscht dichter Nebel, der Pilot bittet um Aufschub, aber Bat'a will nicht warten. Sieben Minuten später kollidiert das Flugzeug mit einem Schornstein. Bat'a und der Pilot sterben in den Trümmern.
Stand: 03.04.2011
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. April 2011 ebenfalls an Tomáš Bat'a. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.