"Ich bin einer der wenigen Juden, die mit Hitler den einen oder anderen Dollar gemacht haben", sagt der US-Filmemacher und Komiker Mel Brooks, der als Meister der Film-Persiflage gilt. Seinen größten Erfolg feiert er mit der 1968 gedrehten Satire "The Producers", die in ihrer deutschen Fassung den Titel "Frühling für Hitler" trägt. Der Film handelt von einem jüdischen Broadway-Produzenten, der versucht, sich mit einem inszenierten Bühnen-Flop über Adolf Hitler zu sanieren. Brooks wird für Idee und Buch mit einem Oscar ausgezeichnet. Respektlos gegenüber den Holocaust-Opfern findet er sein Werk nicht: "Ich bin eben Komiker, und als solcher kenne ich keine Tabus." Was immer in der Welt geschehe, darüber dürfe man auch Witze machen.
Vertraut mit der Filmgeschichte
Brooks nimmt viele Klassiker der Filmgeschichte aufs Korn: Von Dracula über Robin Hood bis zu Alfred Hitchcock. In Brooks Film "Höhenkoller" von 1977 wird zum Beispiel in der nachgespielten Dusch-Szene aus dem Hitchcock-Klassiker "Psycho" nicht eine junge Frau mit dem Messer, sondern ein nervender Gast vom Hotelpagen mit der Zeitung attackiert. "Er liebt die Genres, die er parodiert", sagt Lisa Gotto, Professorin an der Internationalen Filmschule in Köln. Alles, was Brooks in seinen Filmen umsetze, sei eine Verbeugung vor dem, was andere vor ihm geleistet hätten. Er habe eine enorme Vertrautheit mit der Filmgeschichte. "Erst wenn man die Regeln kennt, kann man sie brechen", so Gotto.
Seinen Humor hat Brooks, der am 28. Juni 1926 im New Yorker Stadtteil Brooklyn als Sohn jüdischer Einwanderer geboren wurde, schon früh entwickelt. Bereits als Kind kann er bekannte Persönlichkeiten treffsicher imitieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet er als Schlagzeuger in Nachtclubs und dem Feriengebiet "Catskill Mountains" unweit von New York, das als Wiege der amerikanischen Stand-up-Comedy gilt. Zeitweilig leitet er das Vergnügungsprogramm eines Urlaubszentrums. Nebenher schreibt er Gags für Fernsehserien und liefert Ideen für Fernsehshows.
"Frühling für Hitler" auch als Musical
Nach seinem Durchbruch Ende der 1960er Jahre ist Brooks mit seinen Filmen auch außerhalb der USA erfolgreich. Derber Humor und aggressiver Klamauk sichern ihm nachhaltigen Erfolg. Mitte der 1990er wird es ruhiger um Brooks. Parodien machen längst auch andere. 2001 gelingt ihm schließlich ein Comeback: Er bringt "Frühling für Hitler" als Musical an den Broadway. Das Stück wird mit elf Tony-Awards, dem Oscar der US-Bühnen, ausgezeichnet, ein Rekord. Damit ist Brooks auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt und ist einer von bisher nur neun Künstlern, die mit allen vier großen amerikanischen Medienauszeichnungen geehrt worden sind. Neben dem Tony und der Filmauszeichnung Oscar hat Brooks auch den Fernsehpreis Emmy und die Musik-Ehrung Grammy erhalten.
Seitdem hat er sich aus dem Filmgeschäft weitgehend zurückgezogen, widmet sich dafür weiter den Musicals.
2009 kommt "Frühling für Hitler" als Musical auch nach Deutschland. Zuvor bezeichnet Brooks Berlin als "natürlichsten Ort in Deutschland für diese Show". Zur Premiere selbst reist er allerdings nicht an: "Weil während der Premiere immer ein Scharfschütze lauern könnte, der findet, dass ich den Namen des Führers geschändet habe", so Brooks.
Stand: 28.06.2011
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