Der wirtschaftliche Druck, Milch nicht nur als Milch zu verkaufen, ist alt. So verkauft die "Allgäuer Alpenmilch" schon in den 20er Jahren Milch gern in Schokolade. Aber das Geschäft stockt. Da nimmt die Großmolkerei Kontakt zu Professor Günther Malyoth von der Universitäts-Kinderklinik in München auf. Kann man Milch nicht auch an Mütter verkaufen, die nicht stillen können oder wollen? Man kann - aber nur, wenn die Kuhmilch eiweißreduziert und durch Nährzucker angereichert wird. Professor Malyoth entwickelt das Rezept, die Allgäuer Firma die Marke. Am 4. Juni 1934 wird sie ins Handelsregister eingetragen.In einer Zeit, in der das humanistische Gymnasium noch blüht, haben wertvolle Produkte gerne lateinische Namen. "Alete" ist ein Imperativ und heißt "Gedeihet!" Der Befehl gilt den Säuglingen, die Malyoths Ersatzmilch bekommen, aber er wirkt auch beim Hersteller. Alete wird schon in den Mangelzeiten des Krieges ein Renner, als viele Mütter Sorge haben, ihre Babys nicht ausreichend ernähren zu können. Im Wirtschaftswunderland beginnt dann der Siegeszug von Frühnahrung und Breikost. 1969 kommen die ersten Gläschen auf dem Markt, die in Lebensmittelgeschäften - und nicht mehr nur über die Apotheken - verkauft werden.
Seit 1971 gelten für Kindernahrung die strengen Bestimmungen der "Diätverordnung". Vielleicht leeren auch deshalb viele Eltern die Obstgläschen gern gemeinsam mit ihren Kleinen. Ebenfalls 1971 schluckt ein ganz Großer die Traditionsmarke gleich ganz: Der Lebensmittelkonzern Nestlé kauft Alete.
Stand: 04.06.04