Im brandenburgischen Kloster Stift Heiligengrabe rückt man dem Zahn der Zeit entschlossen zu Leibe. Seit mehr als zehn Jahren sanieren Restauratoren und Bauforscher hier Stück für Stück die teilweise noch aus dem 13. Jahrhundert stammende ehemalige Zisterzienser-Abtei. Sie legen Gewölbedecken frei, klopfen Lehmputz von meterdicken Ziegelwänden oder kratzen neuere Ölfarben von uralten Türen. Unter den Experten arbeiten auch junge Leute, die in Heiligengrabe ein freiwilliges Jahr der Denkmalpflege ableisten.Finanziert wird dieser Kampf gegen den Verfall von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). In den 25 Jahren ihres Bestehens hat die gemeinnützige Organisation bereits etwa 3.600 historische Bauten, Denkmäler und andere Zeitzeugen wie alte Rheinschlepper oder Lokomotiven in alter Pracht wiedererstehen lassen.
Gegen Flächenabriss und Neubau
Gegründet wird die Deutsche Gesellschaft Denkmalschutz am 17. April 1985 unter Federführung ihres heutigen Vorstandsvorsitzenden Gottfried Kiesow. Jahrelang hat der damalige hessische Landesdenkmalpfleger zuvor bei Unternehmen und Privatpersonen um Unterstützung für den Erhalt des unwiederbringlichen Erbes vergangener Zeiten geworben. Von staatlicher Seite ist keine Hilfe zu erwarten, allein maßgebend ist das Städtebauförderungsgesetz von 1971. Den Schutz historischer Baudenkmäler sieht das Gesetz nicht vor; Flächenabriss und Neubau heißt die Devise der Zeit. Nach zehn Jahren unermüdlicher Klinkenputzerei gelingt es Kiesow schließlich, bei Spitzenmanagern der Industrie das Gründungskapital für seine Privatinitiative aufzutreiben. Zwei Ziele gibt Kiesow der in Bonn angesiedelten DSD vor: durch Bewahren von Kulturdenkmalen der Vergangenheit eine Zukunft zu erhalten und möglichst viele Bürger, vor allem junge Menschen, für diese Idee zu gewinnen.
Vom Sanierungsfall zum Weltkulturerbe
Als erstes Sanierungsprojekt profitiert der 1885 gebaute Nordsee-Leuchtturm Roter Sand vom Einsatz der DSD. Aus dem berühmten, aber baufälligen Wahrzeichen mitten im Wasser wird ein Touristenmagnet, der inzwischen sogar zu Übernachtungen einlädt. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands steht die Stiftung quasi über Nacht vor einer gigantischen Aufgabe in den neuen Ländern. Kompletten historischen Vierteln sowie unzähligen Backsteinkirchen, Herrenhäusern, Wassermühlen und Stadtmauern droht die Abrissbirne. Ganze Kulturlandschaften wie etwa die Altstadt von Quedlinburg sind in einem erbärmlichen Zustand. Dass die rund 1.200 Fachwerkhäuser gerettet werden und Quedlinburg inzwischen zum Weltkulturerbe zählt, ist vor allem der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu verdanken. Seit 1985 haben sich unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten nach Stiftungsangaben mehr als 180.000 Bürger mit Zeit und Geld bei der DSD engagiert; demnach gingen Spenden in Höhe von 400 Millionen Euro auf den Unterstützerkonten der Initiative ein. Mit dem jährlich im September stattfindenden "Tag des offenen Denkmals" und dem Schulprojekt "denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule" sorgt die Stiftung dafür, dass bei Jung und Alt das Bewusstsein für den historischen Wert unserer steinernen Zeitzeugen wächst.
Stand: 17.04.10