Es ist ein drückend heißer Sommertag, als John F. Kennedy 1963 in der Frankfurter Paulskirche ans Rednerpult tritt. Schnell wird ein Tischventilator organisiert, der amerikanische Präsident braucht Kühlung. Kennedy, bekanntermaßen ein Freund alles Schönen, gefällt der Luftquirl auf Anhieb so gut, dass er den "Braun HL1" nach der Rede für seinen Privatbedarf requirieren lässt. Die gelungene Symbiose aus Funktionalität und Design, selbst für den Präsidenten der USA damals ungewöhnlich, ist die Visitenkarte der Elektrogeräte aus dem Hause Braun. Entwicklungen, wie die legendäre Radio-Phono-Anlage SK4 - "Schneewittchensarg" genannt - genießen heute Kult-Status als Ikonen des Industrie-Designs. Bereits Firmengründer Max Braun überlässt die ästhetisch-funktionale Gestaltung seiner Alltagsgeräte nicht dem Zufall.
Keimzelle der Braun AG
Der Selfmade-Unternehmer wird am 25. Oktober 1890 als Bauernsohn in Ostpreußen geboren. Im selben Jahr stirbt sein Vater. Unter der Knute einer harten Mutter, die mit sieben Jungen und einem Bauerhof fertig werden muss, wächst er auf und bringt es vom Maschinenschlosser zum Ingenieur. In Frankfurt am Main eröffnet Braun 1921 eine kleine Werkstatt für den Bau elektrischer Apparate, Keimzelle der späteren Braun AG. Schnell erkennt er die große Zukunft des Rundfunks und bringt Radios, sogar tragbare, auf den Markt. Dank guter Technik und einer auffallend klaren Gestaltung seiner Geräte ist der Erfolg so groß, dass Braun 1928 eine neue Fabrik für seine inzwischen 800 Mitarbeiter baut. Mit dem hochgezogenen "A" entwirft er 1934 das noch heute prägnante Design-Markenzeichen aller Braun-Produkte.
Im Krieg ausgetüftelt
Die Nationalsozialisten drängen den Vorzeige-Unternehmer, sich der NSDAP anzuschließen. Doch Max Braun, so berichtet sein Sohn Artur, "ist im Rahmen der gesamten Rundfunkwirtschaft der Einzige gewesen, der nicht in der Partei war." Mit Kriegsbeginn muss Braun seine Radio-Produktion einstellen und Funk- und Minensuchgeräte liefern. Doch schon damals tüftelt er an seinem größten Nachkriegserfolg: dem elektrischen Rasierapparat mit flexiblem Scherblatt.Nach Kriegsende und Wiederaufbau der von Fliegerbomben zerstörten Werke kämpft sich Braun mit Taschenlampen und Radios zurück auf den Markt. Auf der Frankfurter Frühjahrsmesse 1950 kann er stolz das Ergebnis seiner Kriegstüftelei präsentieren: den elektrischen Trockenrasierer S50. Doch den durchschlagenden Erfolg seiner Rasierapparate wird er nicht mehr erleben: Am 6. November 1951 erliegt Max Braun völlig überraschend am Arbeitsplatz einem Herzinfarkt. Seine beiden Söhne Artur und Ernst übernehmen die Firma und geben dem typischen Braun-Design den letzten Schliff. 1967 verkaufen sie das väterliche Unternehmen an einen anderen Rasur-Spezialisten: den US-Konzern Gillette.
Stand: 25.10.10