Die Crew bereitet sich auf eine Mission vor: Das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior" soll am nächsten Tag eine Flotte kleinerer Boote in das Gebiet des Mururoa-Atolls führen. Dort im Südpazifik finden bald französische Atomwaffentests statt; die Mannschaft hofft, sie kann sie verhindern. Doch das Schiff wird den Hafen nicht verlassen: Am 10. Juli 1985, kurz nach Mitternacht, geht eine Bombe hoch, und das Schiff beginnt sofort zu sinken. Französische Agenten vom Auslandsnachrichtendienst hatten Sprengladungen am Rumpf des Schiffes angebracht. Die Besatzungsmitglieder stürmen von Bord, bis auf einen Mann, der seine Fotoausrüstung aus der Kabine retten will. In dem Moment explodiert eine zweite Bombe, das Schiff läuft endgültig voll Wasser und sinkt, der Fotograf ertrinkt. Die Weltöffentlichkeit ist fassungslos: Die französische Nation gab einen Bombenanschlag gegen unschuldige Umweltaktivisten in Auftrag.
Kampf gegen französische Atomwaffentests in der Südsee
Die "Rainbow Warrior" ist seit 1978 das Flaggschiff der Greenpeace-Flotte. Die Umwelt-Organisation protestiert auf dem Schiff mit dem Regenbogen-Symbol am Rumpf zunächst gegen den weltweiten Walfang, dann gegen die Atomwaffentests Frankreichs in der Südsee. Der Sabotage-Akt löst eine schwere politische Krise zwischen Neuseeland und Frankreich aus, die durch den UN-Generalsekretär geschlichtet werden muss. Die neuseeländische Polizei fasst zwei der beteiligten Agenten und verurteilt sie zu hohen Haftstrafen wegen Brandstiftung und Totschlag. Auf internationale Vermittlung werden sie jedoch an Frankreich ausgeliefert, sie sitzen nur einen Bruchteil ihrer Strafe ab. Die anderen Täter fliehen unbehelligt mit einem Atom-U-Boot. Nach Aussagen mehrerer Beteiligter waren nicht nur der Geheimdienstchef und Justizminister, sondern auch der damalige Präsident François Mitterand über die Pläne informiert. Einer der Saboteure wird später sogar zum "Großoffizier der Ehrenlegion" ernannt, eine hohe nationale Auszeichnung.
Wrack wird zum Denkmal für Naturschutz
Das leckgeschlagene und manövrierunfähige Wrack der "Rainbow Warrior" erhält in der Matauri-Bucht im Norden Neuseelands eine feierliche Seebestattung. Greenpeace bekommt eine Entschädigungssumme von acht Millionen Euro vom französischen Staat, die die Organisation teilweise in ein neues Flaggschiff steckt: die "Rainbow Warrior II". Neuseeland beschließt, auf Atomkraft in jeglicher Form zu verzichten. Bis heute dürfen nuklearbetriebene U-Boote oder Schiffe mit Atomsprengköpfen an Bord nicht in Neuseeland anlegen. Dafür pilgern jährlich tausende Taucherfreunde zum Schiffswrack, das noch immer in der Matauri-Bucht liegt: Zweieinhalb Kilometer vor der Küste, in 30 Metern Tiefe – in Besitz genommen von der Natur; Korallenbänken, Seeanemonen, Hummern und Fischschwärmen.
Stand: 10.07.10