Ende des 19. Jahrhunderts landet der Ex-General Lew Wallace in den USA einen Bestseller: Der Roman "Ben Hur" erzählt die Geschichte eines jüdischen Adeligen, den sein ehemaliger Freund und römischer Statthalter Messala zu jahrelanger Galeerenhaft verurteilt, obwohl Ben Hur unschuldig ist. Der Held überlebt die Ruder-Sklaverei, rettet einem römischen Kommandanten in einer Seeschlacht das Leben und wird frei gelassen. Am Ende kann er sich in Jerusalem an seinem Unglücksbringer rächen.
Das einfach gestrickte, völlig unhistorische Helden-Epos ist zunächst als Buch ein Erfolg, dann auch auf der Bühne. Die Theaterfassungen in den USA leben von aufwändigen Inszenierungen einer Schlüsselszene: Dem römischen Wagenrennen in der Arena von Jerusalem. Dazu bringen die Regisseure Streitwagen und echte Pferde auf die Bühne, die auf Laufbändern vor den Endlosschleifen gemalter Kulissen galoppieren. Ben Hur im Theater sehen mehr als zwanzig Millionen Besucher - Grund genug für "Metro Goldwyn Mayer" (MGM), die Geschichte 1925 als Stummfilm herauszubringen. Er wird der bis dahin teuerste Film der Welt.
Das wird Ben Hur später noch ein zweites Mal: Ende der 50er Jahre ist MGM fast pleite und setzt alles auf eine Karte, eben die bewährte "Ben Hur"-Karte. 15 Millionen Dollar steckt die Produktionsfirma in ein Tonfilm-Remake des Streifens. Heraus kommt ein dreieinhalbstündiges Epos, das wegen seines Wagenrennens - einer Szene von 10 Minuten - in die Filmgeschichte eingeht. "Ben Hur", am 18. November 1959 uraufgeführt, spielt 80 Millionen Dollar ein, erhält 11 Oscars und rettet das Studio vor dem Bankrott. Kosten und Oscar-Ausbeute werden erst 37 Jahre später übertroffen: durch "Titanic".
Stand: 18.11.04