Zu den großen Pionieren des Zeichentrick-Comic gehört er sicher. Aber auf solch eine Ehrung legt William Hanna keinen Wert: "Sie nennen doch jeden einen Pionier, der seinen Job seit 1930 macht". Damals beginnt auch der fantasiebegabte Hanna bei den Harman-Ising Animationsstudios seine Filmkarriere, entwickelt Trickfilm-Ideen und schreibt die Musik dazu. Eigentlich hatte er Maschinenbau studiert. Doch die Finanzkrise während der Großen Depression der 1930er Jahre zwingt den am 14. Juli 1910 geborenen Hanna, wie so viele andere sein Glück im boomenden Hollywood zu suchen. Sein Durchbruch kommt, als ihn die großen Metro-Goldwyn-Mayer-Studios (MGM) für ihre Zeichentrickproduktion verpflichten.
Atemberaubend schnell, brutal komisch
Dort trifft William Hanna seinen kongenialen Partner, den Mann, mit dem zusammen er sieben Oscars gewinnen wird. Auch Joseph Barbera, ursprünglich Banklehrling, hatte sich in der Wirtschaftskrise umorientiert und seine zeichnerische Begabung zum Beruf gemacht. Die beiden Jung-Cartoonisten werden unzertrennlich. Während Hanna mit untrüglichem Sinn für Timing die Stories entwickelt, denkt sich Barbera die Gags aus und bringt sie virtuos aufs Papier. Mit der Erfindung von "Tom und Jerry" gelingt Hanna und Barbera 1940 der erste ganz große Wurf. Mehr als 200 Folgen lang inszenieren sie packende Duelle zwischen dem rachsüchtigen Kater und der frechen Maus – immer wieder originell, atemberaubend schnell und von bisher nicht gesehener komischer Brutalität. Tom und Jerry erringen so große Popularität, dass sie als erste Trickfilmfiguren sogar mit den menschlichen MGM-Stars Gene Kelly und Esther Williams auf der Leinwand auftreten.
Disney für Arme
Als MGM 1957 seine Cartoon-Abteilung schließt, gründen Bill Hanna und Jo Barbera ihr eigenes Studio. Unter dem Kostendruck der rasant wachsenden Nachfrage von amerikanischen Fernsehsendern geben sie ihren ausgefeilten Animationsstil auf und produzieren nun Masse statt künstlerischer Qualität. "Disney für Arme" lästern Cartoon-Puristen über diese "Limited Animation" genannte Fließband-Fertigung, die dank der von Hanna erfundenen, prägnanten Charaktere trotzdem hohe Einschaltquoten garantiert. Mit "The Flintstones" (Familie Feuerstein), einer in die Steinzeit verlagerten Parodie auf die moderne Gesellschaft, sichern sich Hanna/Barbera 1960 endgültig ihren Platz in der Filmgeschichte. Bis heute erklingt Fred Feuersteins legendärer Schlachtruf "Yabba Dabba Doo" in 22 Sprachen und mehr als 60 Ländern.Mit all seinen Serien wie den "Jetsons", der Zukunftsvariante der Familie Feuerstein, mit "Scooby Doo" oder dem freundlichen Yogi Bär heimst das Hanna-Barbera-Studio unzählige Preise ein. Bis ins hohe Alter aktiv, stirbt William Hanna am 22. März 2001 in Hollywood. Sein Freund Joseph folgt ihm fünf Jahre später.
Stand: 14.07.10