Stichtag

12. Juni 2004 - Vor 880 Jahren: Hasan-i Sabah stirbt im Elbrusgebirge

Der Orient im 11. Jahrhundert: Längst ist die Einheit des Islam zerfallen. Religiös stehen sich Sunniten und Schiiten gegenüber, politisch haben regionale Herrscher das Erbe der Kalifen, der Nachfolger des Propheten Mohammed, angetreten. In Persien sagt Hasan-i Sabah, der Sohn eines schiitischen Geistlichen den herrschenden türkischen Seldschuken den Kampf an - einen neuartigen Kampf, geführt durch den Terror von Selbstmord-Attentätern.Hasan-i Sabah gründet eine radikale Sekte, die Assassinen. Zunächst reist er predigend durch die muslimische Welt, von Kairo bis Samarkand. Später zieht er sich in eine uneinnehmbare Festung auf dem Berg Alamut zurück, im persischen Elbrusgebirge. Hier verbreitet er Schrecken unter seinen Anhängern: Wein, Musik und Poesie sind verboten, sogar seine beiden Söhne lässt er wegen Verstößen gegen die Tugend hinrichten. Seinen Kämpfern verspricht er das Paradies, wenn sie töten und sich töten lassen - und das, obwohl der Koran den Selbstmord eigentlich verbietet.

Die Saat geht auf: Ein Assassinen-Attentäter erdolcht 1092 den Wesir des Seldschuken-Sultans. Damit hat der Terror den zweiten Mann im Staat getroffen. Weitere Morde folgen. Oft finden die Anschläge in der Öffentlichkeit statt, etwa beim Freitagsgebet in der Moschee. Stets lassen sich die Mörder bereitwillig töten, meist noch am Tatort. Nicht die christlichen Kreuzfahrer, sondern die muslimischen Eliten sind das bevorzugte Ziel der Sekte. Ihr Scheich bleibt unerreichbar in seiner Bergfeste - wo er am 12. Juni 1124 im Alter von 76 Jahren stirbt.
Ihr Ziel eines schiitischen Gottesstaates erreichen die Assassinen nie. Aber ihr Terror dauert noch 150 Jahre an, bis die Truppen des Sultans ihre letzten Burgen zerstören.


Stand: 12.06.04