Ivar Kreuger ist der "Streichholz-König". 1880 im schwedischen Kalmar geboren, übernimmt der studierte Bauingenieur mit 33 Jahren seine erste Fabrik. Von hier aus entwickelt der Unternehmer ein internationales Streichholz-Imperium – und macht sich dabei zunutze, dass die Nationen vor allem in Europa völlig abgebrannt sind.
Ende der zwanziger Jahre fehlt vielen Staaten, verstärkt durch die Weltwirtschaftskrise, Geld. Hier springt Kreuger ein. Der "Streichholz-König" bietet den finanzschwachen Regierungen zu günstigen Bedingungen Kredite an – unter der Voraussetzung, dass sie ihm für das jeweilige Land ein Monopol auf den Verkauf seiner Streichhölzer garantieren. Auch Deutschland verspricht Kreuger 125 Millionen Golddollar, verzinst mit sechs Prozent, auf eine Vertragslaufzeit von 53 Jahren. Im Gegenzug will der Unternehmer ein Importverbot für Zündwaren. Es ist eine klassische Win-Win-Situation, da ein Gutteil der deutschen Fabriken ihm gehört.Deutschland hat brennendes Interesse. Am 29. Januar 1930 beschließt der Reichstag das Zündwarenmonopolgesetz. Danach dürfen landesweit nur mehr Streichholzschachteln der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft in den Handel kommen, an deren Gewinnen Kreugers "Svenska Tändsticks Aktiebolaget" stark beteiligt ist. Allein der Staat bestimmt, welches Werk wie viele Hölzchen produzieren und zu welchem Preis vertreiben darf. Fortan verwendet die deutsche Hausfrau zum Entzünden ihres Gasherds nahezu ausschließlich Zündhölzer der Marken "Haushaltsware" und "Welt-Hölzer" mit dem klassisch blauen Deckelschild. Das deutsche Standardzündholz hat eine Kantenbreite von 2,1 Millimetern, ist 45 Millimeter lang und endet in einem roten Kopf.
Aber Kreuger, der zur Zahlung seiner Kredite an die armen Staaten selbst Kredite aufnehmen muss, übernimmt sich. Als er wegen finanzieller Schwierigkeiten 1932 Selbstmord begeht, bleibt das Zündwarenmonopolgesetz bestehen. Erst im Januar 1983 zahlt das Bundesfinanzministerium die letzte Rate von 275.000 Dollar an die Firma "Svenska Tändsticks Aktiebolaget" zurück. Nun werden die Schachteln bunter – und auch billiger. Das Ausland bestürmt den deutschen Markt mit neuen Produkten. Zehn Jahre nach dem Wegfall des staatlichen Monopols gehen in der letzten Streichholzfabrik Deutschlands die Lichter aus.
Stand: 29.01.10